Männliche Zebrafinken erlernen ihren Gesang nur in den ersten 90 Tagen ihres Lebens. Forschern ist es nun gelungen, die hemmenden Nervenzellen auszuschalten. Was, wenn sich die jugendliche Lernfähigkeit dereinst auch beim Menschen «reaktivieren» liesse?
factum-Redaktion
27. November 2024

Je älter wir werden, desto schwerer fällt es uns, neue Fähigkeiten, wie das Erlernen einer Fremdsprache oder das Spielen eines neuen Instruments, zu erwerben. Grund dafür ist vor allem die mit zunehmendem Alter nachlassende Plastizität unseres Gehirns. Die Fähigkeit, sich durch eine Neuverknüpfung von Nervenzellen und der Anpassung ganzer Hirnareale neuen Herausforderungen zu stellen, nimmt im Alter rapide ab. Neben dieser altersbedingten Plastizitätsabnahme kann die Aktivität bestimmter motorischer Lernzentren im Gehirn auch an spezifische Entwicklungsphasen, wie die Erlernung des Gesangs beim Zebrafinken, gebunden sein.

Forschern des Max-Planck-Instituts für biologische Intelligenz ist es nun gelungen, mithilfe modernster Methoden wie der zellspezifischen Optogenetik die hemmenden Nervenzellen bei Zebrafinken gezielt auszuschalten. Das Ergebnis war erstaunlich: Die Lernfähigkeit erwachsener Vögel wurde tatsächlich wiederhergestellt. Die Tiere waren in der Lage, ihrem bestehenden Gesang neue Elemente hinzuzufügen, ohne die bereits gelernten Elemente zu beeinträchtigen. Ein bisher unbeobachteter Vorgang. Die Ergebnisse dieser Untersuchungen tragen dazu bei, die Regulation solcher zeitlich beschränkter Lernphasen generell zu entschlüsseln.

Meldung aus factum 06/2024