Trotz grosser Proteste hat Frankreich ein neues Bioethik-Gesetz verabschiedet. Alle Frauen unter 43 Jahren haben nun ein Recht auf eine künstliche Befruchtung als Kassenleistung – auch Single-Frauen und lesbische Paare. In Zukunft wird auch die Herstellung von Mensch-Tier-Chimären möglich sein sowie die umstrittenen Eingriffe an der embryonalen Keimbahn mittels CRISPR/Cas9, berichtet das Institut für «Medizinische Anthropologie und Bioethik» (IMABE).
factum-Redaktion
30. September 2020

Hedwig von Beverfoerde von «DemoFürAlle» nennt das Gesetz «eine Katastrophe für die Familie». Mit dem neuen Gesetz sind Verfahren möglich, in denen das Kind bis zu vier Elternteile hat – zwei genetische und zwei soziale Eltern. Noch bleibt die Leihmutterschaft verboten, das Tor zu einer Legalisierung ist damit aber weit geöffnet.

Gemäss von Beverfoerde «zielt dieses Gesetz direkt auf die Elternschaft. Die Zerstörung der natürlichen Elternschaft ist keine Kleinigkeit, keine Randnotiz oder blosse Formalie. Dieses Gesetz greift direkt das Wesen des Menschen an. Es tritt das Wohl des Kindes mit Füssen und untergräbt die familiäre und soziale Ordnung». Treiber des neuen Gesetzes ist der pensionierte Arzt Jean-Louis Touraine, der auch für aktive Sterbehilfe eintritt. Auf Twitter betonte er: «Ein Kind hat kein Recht auf einen Vater», es gäbe ein «Recht» darauf, «alleinstehend Mutter zu werden». Für Susanne Kummer, Geschäftsführerin des «IMABE-Instituts» in Wien, bedeutet die neue Gesetzeslage in Frankreich einen Rückschritt für das Wohl des Kindes. «Wenn Kinder aus fremden Ei- und Samenzellen entstehen, bürdet man ihnen einiges auf. Sie wachsen in einem familiären Niemandsland auf. Man tut so, als ob der Leib nur Rohstoffmaterial wäre. Dabei ist die Frage, von wem wir abstammen, Teil unserer Identität.» Tausende betroffene Kinder weltweit hätten sich bereits in Organisationen zusammengeschlossen und kämpfen für ihre Grundrechte, so Kummer.

Gemäss Kummer kehrt das neue Gesetz auch die Schattenseiten der Reproduktionsmedizin und die gesundheitlichen Risiken für Frauen und Kinder völlig unter den Tisch. «Wir wissen heute aus Studien, dass Frauen bei einer Schwangerschaft mit Eizellspende ein bis zu fünffach höheres Risiko für schwerwiegende gesundheitliche Komplikationen haben als Frauen nach spontaner Schwangerschaft.» Und: Das Gesetz spielt dem Markt in die Hände, der unrealistische Hoffnungen bei Frauen weckt: «95 Prozent der Frauen mit 43 Jahren gehen trotz mehrfacher IVF-Versuche letztlich ohne Kind nach Hause.»

Quelle: IMABE, DemoFürAlle

Meldung aus factum 05/2020.