Trotz einer nie dagewesenen Informationsfülle wirken viele Menschen orientierungsloser denn je. Hinzu kommt, dass wir gefühlt von einer Krise in die Nächste schlittern. Bankenkrise, Flüchtlingskrise, Corona-Krise, Ukrainekrieg und aktuell die Inflation und der Anstieg der Lebenshaltungskosten. All das sind Dinge, die uns ängstigen und verunsichern. Auch Nachfolger Jesu sind davon nicht ausgenommen. Dazu kommt der wachsende Druck auf bibeltreue Gemeinden. Mit unseren Positionen zu ethisch-moralischen Fragen ecken wir immer weiter an. Wie sollen wir uns als Christen und Gemeinden positionieren, wenn wir mit herausfordernden Themen konfrontiert werden? Hat sich unser Auftrag verändert und müssen wir deshalb unsere Botschaft anpassen? In Zeiten wie diesen brauchen wir Männer und Frauen, wie sie uns in 1. Chronik 12,33 beschrieben werden. Menschen, die Einsicht haben in die Zeiten, um zu wissen, was zu tun ist.
Unser Herr Jesus hat uns alles gegeben, um genau solche Menschen zu werden. Das prophetische Wort spielt dabei eine wichtige Rolle. Es gibt uns Orientierung in dieser Welt und ist wie ein Kompass, der uns die Richtung vorgibt. Mithilfe dieses Wegweisers können wir unser Verhalten, unsere Prioritäten und unsere Aufgaben immer wieder anhand von Gottes Wort überprüfen.
Tragischerweise ist das prophetische Wort in vielen Gemeinden in den Hintergrund getreten. Auf den ersten Blick scheint es so, als hätte es keinen praktischen Nutzen für unser Leben. Das ist aber ein fataler Irrtum. Denn unsere Erwartung über die Zukunft beeinflusst unseren Wandel in der Gegenwart. Das Ziel bestimmt den Weg. Möchten wir nicht am Ziel vorbeileben, müssen wir unser Leben mit dem Plan Gottes in Einklang bringen.
Prophetie ist wie ein Fahrplan
Im prophetischen Wort gewährt uns Jesus einen Blick in seinen Fahrplan mit dieser Welt. Gott zeigt uns in der Bibel, welche Entwicklung die Menschheit zum Ende nehmen wird. Dort können wir beobachten, wie Gott die drei heilsgeschichtlich unterschiedenen Menschengruppen (Nationen, Israel und Gemeinde) zur Vollendung bringt. Die Offenbarung des Johannes bildet dabei eine Art Kopfbahnhof. Rudi Bork schreibt dazu: «Ohne dieses letzte Buch der Bibel würde das letzte und entscheidende Puzzle-Teil der Heiligen Schrift fehlen. Die drei grossen biblischen Linien: Völker, Israel und Gemeinde würden irgendwo im Sand der Geschichte verlaufen.»1
Jesus nennt die Zeiten Noahs als warnendes Beispiel für unsere Welt vor seiner Wiederkunft (Matth. 24,37–39). Dabei zeichnet er das Bild einer gleichgültigen und auf irdische Bedürfnisse zentrierten Menschheit. Solch eine von Gott losgelöste Gesellschaft sehen wir schon im Buch der Richter. Besonders in den letzten Kapiteln spitzt sich die Entwicklung dramatisch zu. Die Ablehnung jeglicher Autorität führt zu eigenwilligem Gottesdienst und an den Begierden des Menschen angepasste Moralvorstellungen. Damit hält Gott dem Treiben des Menschen einen Spiegel vor.
Die Vorwehen des antichristlichen Systems erleben wir heute. Der Mensch setzt sich selbst auf den Thron Gottes. Das Geschöpf möchte die Vorgaben des Schöpfers abstreifen und selbst zum Massstab werden. In seiner Vermessenheit rebelliert der Mensch gegen jede göttliche Ordnung. Stück für Stück werden unsere Wertvorstellungen von Ehe, Familie und Geschlechteridentität verändert. Aber das sind alles noch Vorboten. Erst unter der Herrschaft des Antichristen wird sich das Böse vollends offenbaren.
Diese Dinge sind für uns Christen oft schwer zu ertragen, denn viele Auswüchse treffen uns direkt. Die Probleme werden immer globaler und die endzeitliche Entwicklung in unserer Gesellschaft und den Gemeinden (2. Tim. 3,1–8; 4,2–3) schreitet voran. Als Christen beobachten wir diesen Trend.
1 Bork, Rudi, Die Offenbarung – Zurück in die Zukunft, 2020, 2. Auflage, Breckerfeld, Bibel-Center Freie Theologische Fachschule e.V.; S.11
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