In der Welt tobt ein Kampf um unser durch die Sünde verfinstertes Denken. Wem geben wir die Hoheit, uns zu prägen? Der Schlüssel zu einem veränderten Denken liegt im Umgang mit der Bibel.
Johannes Pflaum
3. September 2025

Wer war Fritz Binde? Geboren 1867 in Heldburg/Thüringen wuchs er in einfachen Verhältnissen als Sohn eines Uhrmachers auf und wurde zu einem vielbelesenen und überzeugten Freidenker und Sozialisten. Stark durch Kant und Nietzsche geprägt, lehnte er als Anarchist jede Form von Herrschaft über Menschen durch andere Menschen ab. Dann wurde er nervlich krank. Durch die damit verbundene Lebenskrise fand er zum Glauben an Jesus Christus und wurde später Evangelist in der deutschen Zeltmission.

Ohne jede Einzelüberzeugung zu teilen, ist es herausragend, welche Bedeutung die Bibel für ihn bekam und wie dieser gebildete Mann sein Denken dem Wort Gottes unterordnete. Er bezeugte, dass er nach seiner Bekehrung «nahezu ein halbes Jahrzehnt nichts wesentlich anderes als die Bibel selber las». Binde: «Früher suchte ich in tausend Büchern und vernachlässigte das eine; seitdem ich aber in dem einen alles gefunden, vernachlässige ich ohne Verlust die tausend.» Die sich ihm öffnende Fülle nahm ihn derart hin, dass er keine anderen Schätze der Weisheit und Erkenntnis mehr begehrte als die, die in der Bibel, in Christus sind. Auch wollte er alles «wegspülen, was sich da von früher her an Menschenweisheit festgesetzt hatte». Das schrieb Binde in seinem empfehlenswerten Buch «Vom Geheimnis des Glaubens»1.

Binde ist ein Beispiel für das Wasserbad, oder die Waschung im Wort, wie es in Epheser 5,26 steht. Es geht um die Frage, ob unser Denken von der Bibel her geprägt und erneuert wird, wie es in Römer 12 steht, oder ob wir Gottes Offenbarung unserem Denken und unseren Vorstellungen unterordnen.

Verändertes Denken tut Not

Machen wir uns klar: Es gab wohl noch keine Generation, die so vielen Einflüssen und Informationen ausgesetzt war wie wir. Denken wir nur an die «Sturzflut» des Internets und der digitalen Medien. Auch war keine Generation so manipulierbar wie wir. Wenn nun schon Fritz Binde vor über 100 Jahren die Notwendigkeit eines durch die Bibel gründlich veränderten Denkens erkannte, wie viel mehr gilt dies dann für uns.

Der Mensch hat von sich aus immer ein durch die Sünde verfinstertes Denken. Direkt nach der Sintflut lesen wir in 1. Mose 8,21: «Und der HERR roch den lieblichen Geruch, und der HERR sprach in seinem Herzen: Nicht mehr will ich fortan den Erdboden verfluchen um des Menschen willen; denn das Sinnen des menschlichen Herzens ist böse von seiner Jugend an; und nicht mehr will ich fortan alles Lebende schlagen, wie ich getan habe.» Natürlich gibt es (nicht wenige) Menschen, die ohne Gott leben und trotzdem vorbildlich und hilfsbereit sind. Aber hier geht es um eine selbstbestimmte und selbstherrliche Grundhaltung gegenüber dem lebendigen Gott, die sich in ganz unterschiedlicher Weise zeigt. In Epheser 4,17–18 spricht Paulus davon, dass die Nationen in der Nichtigkeit ihres Sinnes leben, verfinstert am Verstand, entfremdet dem Leben Gottes, wegen ihrer Unwissenheit und der Verhärtung des Herzens. Damit wird ein Denken deutlich, das im Gegensatz zu Gott und seiner Wahrheit steht. 

Doch auch nach der Bekehrung kann einem noch manches davon anhängen oder unbemerkt mitgenommen werden. Deshalb lehrt uns die Bibel in Römer 12,2, dass wir nicht dieser Welt gleichförmig sein sollen. Wir sollen nicht dem Schema oder der Denkweise einer gottgelösten Menschheit entsprechen, sondern erneuert werden in unserem Sinn, in unserer Wahrnehmung, um zu prüfen, was der wohlgefällige und vollkommene Wille Gottes ist.

Wir müssen uns deshalb – persönlich und als Gemeinden, die wir uns nach der Bibel als dem irrtumslosen Wort Gottes richten möchten – immer wieder die Frage stellen, ob die Bibel wirklich unser Denken verändern kann oder ob wir bewusst oder unbewusst versuchen, die Bibel unserem Denken anzupassen. Ein Beispiel ist die schleichende Veränderung von Ehe und Familie. Wie sieht die Bibel die Ehe? Was ist die Verantwortung von Mann und Frau und der Auftrag von Vater und Mutter? Wo sind die Ehemänner und Väter, die sowohl ihre äussere als auch ihre geistliche Verantwortung wahrnehmen und vorausgehen? Wird die Erziehung der Kinder an biblischen Massstäben ausgerichtet oder entspringt sie einfach einer partnerschaftlichen Pädagogik, oder irgendeinem anderen Konzept? Warum steigen die Ehescheidungen auch unter bekennenden Christen so stark an?

1    Fritz Binde, Vom Geheimnis des Glaubens, S. 14, CMD-Hünfeld 2011

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