Das amerikanische FBI hat neue Ermittlungen in einem bislang nicht aufgeklärten Terroranschlag auf ein Passagierflugzeug in Panama im Jahr 1994 aufgenommen. Seit Jahren gehen Experten davon aus, dass die vom Iran finanzierte Terrororganisation «Hisbollah» dafür verantwortlich ist. Das berichtet die auf die Analyse von Terrororganisationen und ihrer Strukturen spezialisierte amerikanische Forschungsgruppe «The Investigative Project on Terrorism» (IPT). Bei dem Absturz von Alas-Chiricanas-Flug 901 am 19. Juli 1994 waren alle 21 Personen an Bord getötet worden, darunter zwölf jüdische Geschäftsleute. Das Flugzeug, das von Colón nach Panama City unterwegs war, stürzte kurz nach dem Start ab, nachdem es in der Kabine eine Explosion gegeben hatte, die es entzweiriss.
Stefan Frank
20. Januar 2021

Der Anschlag stand offensichtlich in Zusammenhang mit dem LKW-Bombenanschlag auf das Jüdische Gemeindezentrum in Buenos Aires (AMIA) einen Tag zuvor. Das Gebäude wurde völlig zerstört, 87 Menschen wurden getötet, über hundert weitere verletzt. Als Sprengstoff wurde eine Mischung aus Heizöl und Ammoniumnitrat – allgemein bekannt durch die verheerende Explosion in Beirut am 4. August 2020 – verwendet. Zehnjährige Ermittlungen des argentinischen Staatsanwalts Alberto Nisman förderten zutage, dass das Massaker von einem Selbstmordbomber der «Hisbollah» auf Befehl aus dem Iran verübt wurde. Es war, so Nisman, «eine Entscheidung, die ausführlich diskutiert und letztendlich im Einvernehmen der seinerzeit höchsten Vertreter der iranischen Regierung getroffen wurde, im Kontext einer Aussenpolitik, die durchaus gewillt war, Gewalt anzuwenden, um die Ziele der … Islamischen Republik zu erreichen». Nisman wurde am 18. Januar 2015 von Unbekannten in seiner Wohnung erschossen. Am folgenden Tag hätte er vor dem Parlament über eine mutmassliche Verwicklung von Argentiniens Staatspräsidentin Cristina Fernández de Kirchner in die Vertuschung der iranischen Urheberschaft des Terroranschlags auf das AMIA aussagen sollen.

Dass die «Hisbollah» in Lateinamerika weiter eine akute Bedrohung für die jüdischen Gemeinden ist, zeigte sich erst kürzlich: Am 14. November kündigte die argentinische Regierung an, die Kontrollen an der Grenze zu Paraguay zu verschärfen, nachdem bei der argentinischen Botschaft in London ein anonymer Hinweis eingegangen war, dass es einen Bombenanschlag auf ein «jüdisches Ziel» in Argentinien geben könne, der mit Ammoniumnitrat verübt werden soll, das «von einer Person aus der Republik Paraguay» ins Land gebracht wird.

Meldnug aus factum 01/2021.