Venezuela, das Land mit den grössten Ölvorkommen Lateinamerikas, zerfällt in einem Abwärtsstrudel aus Gewalt, Verelendung und Chaos. Das sozialistische Regime hat das einst viertreichste Land der Welt in die Katastrophe geführt. Jetzt suchen viele Venezolaner Halt und Hoffnung in der Religion.
Thomas Lachenmaier
24. Juli 2019

Der Journalist Uwe Siemon-Netto berichtete von Erkenntnissen des Marburger Forschers Reiner Mahlke, wonach ein Drittel der 31 Millionen Venezolaner unter dem Einfluss des spiritistischen Volksglaubens «Maria Lionza» stehen, benannt nach einer mystischen Indianergestalt. In Tempeln werden Verstorbene um Rat gefragt, einer der wichtigsten Götzen ist Simon Bolivar (1783–1830).

Das sozialistische Regime von Maduro und seinem Vorgänger Chávez ist tief in diesen Spiritismus verstrickt. Chávez liess sich in diesen Tempeln anbeten, in den 50 000 Esoterik-Läden des Landes wurden Büsten von ihm für die Hausaltäre verkauft. Es wurde sogar die Lehre vertreten, Chávez sei Simon Bolivar in neuem Leib. Die regierende sozialistische Partei hat 2014 ein Gebet an den Verstorbenen offiziell gebilligt. Das Gebet beginnt mit den Worten: «Chávez unser, der du bist im Himmel, auf Erden, im Meer und in uns. Geheiligt werde dein Name ...». Nicht anders als der jetzige Diktator Maduro glaubte auch Chávez an die widersinnigsten Verschwörungstheorien – zum Beispiel daran, der Mars sei einst belebt gewesen, der Kapitalismus habe die Menschen dort aber ausgelöscht. Viele Venezolaner suchen jetzt neu nach Wahrheit. Die «Washington Post» berichtet von überfüllten Kirchen und Gemeinden. Maduro erkannte diese Hinwendung als eine Herausforderung und eine Chance und bezeichnete sich im Rahmen einer bizarren Fernsehshow im staatlichen Fernsehen als den «wahren christlichen Führer» Venezuelas. Es ist zu hoffen und zu beten, dass sich die Menschen in Venezuela in ihrer bitteren Not an den einen, wahren Gott wenden und nicht länger ihr Heil in dämonischen und politischen Heilslehren suchen.

Meldung aus factum 05/2019.