Eine Studie von Forschern der Senckenberg Naturhistorischen Sammlungen in Dresden zeigt, dass Tausende von Insektenarten in Deutschland auf einheimische Gehölze angewiesen sind. Das ist bedeutsam, da immer mehr gebietsfremde Baumarten gepflanzt werden – weil man glaubt, damit das Klima schützen zu müssen.
factum-Redaktion
30. Juni 2024

In die Analyse der Forscher flossen die Daten von 74 Prozent aller in Deutschland heimischen pflanzenfressenden Insektenarten ein.

Viele Insekten, die für die Ökosysteme und als Nahrung für andere Tiere unersetzlich sind, ernähren sich von verschiedenen Teilen holziger Pflanzen. Von den insgesamt 8127 untersuchten Blattkäfern, Prachtkäfern, Rüsselkäfern, Pflanzenwespen, Schmetterlingen, Wanzen, Wildbienen und Zikaden sind mindestens 3140 Arten in zumindest einem Entwicklungsstadium auf Gehölze als Nahrungspflanzen angewiesen. Berücksichtige man, dass die Insektenfauna an Gehölzen nur zum Teil aus pflanzenfressenden Insekten bestehe und dort auch Insektenarten lebten, die sich von anderen Insekten ernährten, sei die Anzahl noch deutlich höher, sagt Dr. Sebastian Schuch. «Nach unseren Erkenntnissen sind etwa ein Drittel der über 33 000 Insektenarten Deutschlands direkt oder indirekt in mindestens einem Lebensstadium von Gehölzen abhängig!»

Die Ergebnisse zeigen, dass gebietsfremde Gehölze nur von einem sehr kleinen Teil der heimischen Insektenarten (1,4 %) als Nahrung genutzt werden können. 89 Prozent sind auf Gehölzgattungen zu finden, die mit mindestens einer einheimischen Art in Deutschland vertreten sind. 10 Prozent nutzen sowohl einheimische wie auch gebietsfremde Gehölze als Nahrung.

Die Forscher empfehlen deshalb, einheimische Baumarten und deren genetische Variabilität zu bevorzugen. So gebe es Studien, die zeigen, dass verschiedene Individuen der Rotbuche innerhalb eines Bestandes unterschiedlich auf Trockenstress reagieren. Diesem Phänomen liege eine vorhandene genetische Variabilität zugrunde.

Meldung aus factum 04/2024