Corona, und mehr noch Corona-Politik, spaltet die Menschen bis hinein in Familien und Gemeinden. Eine Erklärung des Verbandes der Schweizer Freikirchen sorgt für weitere Uneinigkeit unter Christen, stösst auf Widerspruch.
factum-Redaktion
16. März 2021

Der Verband hatte eine Empfehlung veröffentlicht, sich impfen zu lassen. Das Netzwerk «Kirche und Corona» bezeichnet den Vorstoss des Verbandes, seinen Mitgliedern die Impfung ausdrücklich zu empfehlen, als «unangebracht» und «höchst problematisch». Eine solche Empfehlung gehöre nicht zu den Aufgaben eines Kirchenverbandes. Die Polarisierung unter Christen in dieser Frage werde dadurch weiter gefördert. Der moralische Druck, der damit aufgebaut werde, stehe einer echten Freiwilligkeit entgegen.

Das Dokument wurde von Pastoren, Ärzten und Christen in verantwortlicher Stellung unterschrieben, unter anderem von Dr. med Andreas Zurbuchen; Benjamin Kilchör, Professor an der «STH Basel»; Matthias Gockel, Theologe an der «Universität Basel»; Daniel von Wachter, Direktor der «Internationalen Akademie für Philosophie» in Liechtenstein; Thomas Wohler, Pfarrer und Studienleiter des «Martin Bucer Seminar Schweiz». Die Unterzeichnenden bewerten die Empfehlung des Verbandes als «tendenziös», die Problematik werde nicht objektiv und nüchtern dargestellt. Zurückhaltend in der Frage der Impfung zu sein, sei verständlich. Wer sich aus legitimen Gründen nicht impfen lassen wolle, werde als unsolidarisch, als fahrlässig und egoistisch hingestellt. Kritische Stimmen zu der Impfkampagne würden nicht berücksichtigt.

Die Unterzeichnenden vermissen stattdessen eine theologische Argumentation und die Beantwortung von Fragen, wie der nach der «unausweichlichen Realität von Leid und Tod» in dieser Welt. «Wo ist die Stimme der Kirchen gegenüber der neu entstandenen psychischen Not, wo spricht sie für die isolierten und vereinsamten Menschen und die Kranken, die nicht besucht werden dürfen?»

In «vorauseilendem Gehorsam» seien die Gottesdienstverbote klaglos hingenommen worden. Dass es auch anders gehe, zeige das Beispiel Genf, wo um würdige Gottesdienste gekämpft, gegen das Verbot erfolgreich geklagt wurde.

Meldung aus factum 02/2021.