Die Kritik an den «Hygienekonzepten» der deutschen Bundesregierung hat im Südwesten der Republik einen Schwerpunkt. Der Religionswissenschaftler Michael Blume erklärt, dass die Süddeutschen im Durchschnitt etwas frömmer als der Norden seien, «aber deswegen gerade nicht braver». Die Anhänger des Pietismus hätten «früh angefangen, Dinge zu hinterfragen».
Thomas Lachenmaier
26. Dezember 2020

Was die Kirche lehrt und der Pfarrer predigt, wird nicht einfach geglaubt. Es wird hinterfragt. «Pietisten schauen selbst in der Bibel nach», so Blume, «zum Beispiel in der ‹Stund›, zu der sich die Gläubigen nach dem Gottesdienst treffen, um sich auszutauschen».

«Selberdenken» ist eine christliche Tugend. Das gilt gerade dann, wenn der als Untertan behandelte Bürger sich regierungsamtlich abmerkeln lassen muss, er solle nur das glauben, was offiziell verlautet wird und die meisten Medien dieser autoritativen Vorgabe devot folgen. Noch wichtiger als in politischen Fragen ist das Selberdenken aber in geistlichen Fragen. Es fängt mit Selberlesen in der Bibel an.

Meldung aus factum 01/2021.