In der westlichen Welt gerät die Redefreiheit immer mehr unter Druck, die Konventionen der politischen Korrektheit machen es zunehmend schwer oder gar unmöglich, frei seine Meinung zu sagen. Das ist die Meinung des britischen Autors Mick Hume, der zu diesem Thema recherchiert und ein Buch geschrieben hat: Trigger Warning: Is the Fear of Being Offensive Killing Free Speech?
Thomas Lachenmaier
24. Februar 2016

Nicht nur eine förmliche Staatszensur, auch eine zunehmende Selbstzensur mache unsere Gesellschaft unfreier, so Hume, «jede Meinung, die auch nur ein bisschen von dem abweicht, was für selbsternannte Progressive als akzeptabel gilt, wird sofort angegriffen». Als Beispiel nannte er den Fall des britischen Biochemikers Sir Tim Hunt, der einen etwas fragwürdigen, aber völlig harmlosen Witz gerissen hatte. Nach einem «Shitstorm» im Internet wurde er von seiner Universität zur Aufgabe seiner Honorarprofessur gezwungen. Es half dem Wissenschaftler nicht, dass er 2001 den Nobelpreis erhalten hatte. Ebenso wenig wie in einer Diktatur gelte bei den Normen der politischen Korrektheit eine Unschuldsvermutung.

Hume erwähnt den Fall des britischen Pastors, der in einer Predigt den Islam «teuflisch» genannt hatte und dem jetzt eine mehrmonatige Gefängnisstrafe droht. Eine Aussage wie diese müssten Menschen mit anderen Überzeugungen aushalten, denn der Pastor habe nicht zur Gewalt aufgerufen, sondern nur in seiner Gemeinde seine ehrliche Meinung mitgeteilt. «Wir sind bei allen guten Absichten dabei, den Kampf um Meinungsfreiheit zu verlieren», so Hume.

Schwindende Redefreiheit ist Hume zufolge das Zeichen einer Zeit, in der die Menschen Hoffnung, Zuversicht und Selbstvertrauen verlieren. Das Ideal ist nicht eine authentische Meinung, sondern Meinungsfreiheit. Den Niedergang der Redefreiheit bringt er mit dem heutigen ökologistischen Menschenbild in Zusammenhang: «Die Menschheit gilt als Seuche, die die Erde zerstört.» Diese Einstellung führe dazu, dass sich die Menschen immer weniger vertrauten.