Die europäischen Patentgesetze verbieten es, Patente auf Pflanzensorten, Tierarten und konventionelle Züchtung von Pflanzen und Tieren zu erteilen. Diese Gesetze sind wiederholt umgangen worden und werden dadurch langfristig untergraben.
Oliver Roman
14. August 2016

Das in München ansässige Europäische Patentamt (EPA) vergibt immer wieder Patente, die es laut Gesetz nicht vergeben darf. Zuletzt wurde dem Schweizer Konzern Syngenta das Schutzrecht für eine Tomate mit besonders hohem Flavonolgehalt erteilt. Diese Tomatensorte war das Ergebnis einer Kreuzung wilder peruanischer Tomaten mit gezüchteten Sorten. Anfang des Jahres musste das EPA bereits ein vergebenes Patent für eine Melone der Firma Monsanto (USA) wieder zurücknehmen, nachdem eine Vielzahl von Bürgern dagegen protestiert hatten. Auch gegen das Tomatenpatent werden massenhaft Proteste laut. Es wurden bereits rund 800 000 Unterschriften aus ganz Europa gesammelt. Und doch ist dies nur die Speerspitze einer brisanten Entwicklung, bei der Firmen versuchen, sich die Rechte für das zu sichern, worauf alle Menschen Zugriff haben müssen. Seit Jahren besteht die Gefahr der Monopolisierung des weltweiten Saatgutmarktes, den sich schon jetzt nur eine Handvoll Unternehmen teilen. Unter dem Motto «Die Erde ist des Herrn und was darinnen ist» (Psalm 24,1) wendet sich neben etlichen Gruppierungen auch die Arbeitsgemeinschaft der Umweltbeauftragten der Gliedkirchen der Evangelischen Kirche in Deutschland gegen diese Missstände.

(Artikel aus factum 6/2016)