Viele haben es versucht, keiner hat es geschafft: Perlmutt, das Material, aus dem Muschelschalen sind, zu kopieren. Nun haben Forscher versucht, den Syntheseweg von Perlmutt zu kopieren. Sie erzielten Teilerfolge. Es hapert noch mit den faszinierenden Materialeigenschaften wie der Bruchfestigkeit – und mit der Schönheit.
factum-Redaktion
8. Oktober 2016

Das Perlmutt auf der Innenseite von Muschelschalen fasziniert durch seine glänzende Schönheit, sein oszillierendes Farbenspiel und durch seine überragenden Materialeigenschaften. Die Festigkeit und Bruchfestigkeit ist extrem hoch. Seit vielen Jahrhunderten wird Perlmutt verarbeitet in Schmuck-
objekten, Knöpfen und Kunstobjekten. Ein Material mit den Eigenschaften von Perlmutt wäre für eine Vielzahl von industriellen Anwendungen hochinteressant. Dies auch deshalb, weil Perlmutt aus einem Ausgangsmaterial besteht, welches alles andere als stabil und zudem massenhaft verfügbar ist: Perlmutt besteht zu 95 Prozent aus Kalk und zu fünf Prozent aus Biomolekülen, ist jedoch 3000 Mal bruchfester als Kalk.

Forscher der Uni Konstanz versuchten jetzt, das Vorgehen der Natur möglichst exakt zu kopieren. Perlmutt besteht aus geschichteten Kalkplättchen, Biomoleküle halten sie extrem fest zusammen. Es gelang den Wissenschaftlern, synthetisches Perlmutt herzustellen. Allerdings ist es wesentlich weniger bruchfest. Auch hat es nicht die faszinierende Schönheit von Perlmutt und seinen seidigen Glanz. Die Forscher mussten bei der Herstellung extreme Hitze anwenden. «Wie die Natur es ohne solche brachialen Methoden hinbekommt, bleibt ungeklärt», heisst es in einer Pressemeldung der Universität.
Den Forschern schwebt mit der Verwendung anderer Ausgangsmaterialien als Kalk die Entwicklung eines Stoffes vor, der dünn und bruchfest ist und sich zum Beispiel für die Herstellung von kugelfesten Schusswesten verwenden lässt.

(aus factum 7/2016)