Die Entdeckungen der Nobelpreisträgerin Frances Arnold verweisen auf die intelligente, planvolle und zielgerichtete Entstehung der Enzyme.
Ingo Resch
16. Februar 2019

«Ein funktionierendes Enzym erfinden – das kann nur die Evolution.» Dieses Zitat stammt aus einem Interview mit der Chemie-Nobelpreisträgerin Frances Arnold1. Sie arbeitet am «California Institut of Technology». Den Nobelpreis erhielt sie, weil es ihr gelang, Mikroorganismen dazu zu bringen, «nützliche Dinge für die Menschheit zu tun». So wird zum Beispiel ein wichtiges Arzneimittel für Diabetes mit veränderten Enzymen hergestellt. Oder es werden Duftstoffe von Insekten so verändert, dass Schädlinge nicht mehr zueinanderfinden und sich vermehren können. Mikroben verändern die Wissenschaftler so, dass sie in der Lage sind, Schadstoffe abzubauen.

Welcher Methode bedienen sich dabei die Forscher? Frances Arnold spricht von gerichteter Evolution. Die Forscher nutzen, wie es einst Darwin formulierte, Mutation und Selektion, allerdings nicht zufällig und ungezielt, sondern planvoll und gezielt und gesteuert. Denn nach Darwins Theorie verlaufen die Mutationen durch Zufall, also ungezielt, und was sich in seinem Umfeld nicht bewährt, verschwindet durch die Selektion. So ist angeblich eine Höherentwicklung der Lebewesen ermöglicht worden, in gewisser Weise durch die Selektion erzwungen. Nur die besser Angepassten überleben.

Neues nicht ohne intelligenten Plan

In dem hier beschriebenen Fall identifizieren die Forscher Aminosäuren, die für gewünschte Reaktionen wichtig sein könnten, und ersetzen sie systematisch durch andere. Frances Arnold führt aus: «Aber das Schöne an der gerichteten Evolution ist: Wir müssen das alles gar nicht verstehen, wir müssen nur Mutation und Selektion intelligent einsetzen.» Das bedeutet aber, dass durch den Einsatz von menschlicher Intelligenz an Vorhandenem etwas geändert wird und damit neue, für den Menschen nützliche Funktionen von Mikroorganismen entwickelt werden können. Diese gezielte und planvolle Veränderung zu einem ganz bestimmten Nutzen, also zum Beispiel ein Medikament zu entwickeln, würde ohne diesen intelligenten Eingriff nicht erfolgen können. Wir kennen dieses grundsätzliche Prinzip: Durch überlegten Einsatz von menschlicher Intelligenz werden zum Beispiel Verfahren zur Züchtung von Pflanzen und Tieren entwickelt.

Gemäss der Evolutionstheorie soll das Neuentstehen dieser Wundermaschinen Enzyme allerdings ohne Intelligenz erfolgt sein, ausschliesslich nach dem Zufallsprinzip. Deshalb benötigen die Evolutionstheoretiker lange Zeiträume, die im Grunde die erdgeschichtliche Forschung (Paläontologie), nicht einmal die Astrophysik, die von einem Alter des Universums von 14 Milliarden Jahren ausgeht, gar nicht hergeben – etwa, wenn es um die Entwicklung des menschlichen Gehirns nach dem Zufallsprinzip gehen soll.

Man muss zu dem Schluss kommen, dass, so wie die Veränderung der Enzyme durch Wissenschaftler Intelligenz benötigt, auch das ursprüngliche Entstehen dieser Enzyme nicht ohne Intelligenz abgelaufen sein kann. Mehr noch: Die Schaffung dieser Enzyme hat eine ungleich höhere Intelligenz erfordert als ihre spätere Veränderung durch Wissenschaftler. Sie sind nicht passiv entstanden, sie sind erfunden, entwickelt, geschaffen worden.

Umso erstaunlicher der Schlusssatz in dem Interview: «Ein funktionierendes Enzym erfinden – das kann nur die Evolution.» Davor führt Frances Arnold aus: «Für mich ist ein Enzym wie eine Symphonie von Beethoven. Seine Aminosäuren und die Buchstaben der DNA, die die jeweilige Aminosäure festlegen, entsprechen den Musiknoten. Wir können die Noten lesen und verändern, wir können einzelne Akkorde herausschneiden und anderswo wieder einfügen, aber wir sind noch lange nicht in der Lage, eine gelungene Symphonie zu komponieren.»

Entsteht eine Symphonie von selbst?

Nun stellt sich die Frage: Wenn das erste Enzym durch zufällige Kombinationen entstanden sein soll und der Vergleich mit dem Komponieren einer Symphonie gezogen wird: Könnte denn eine solche Symphonie ebenfalls durch Zufall entstanden sein? Nein, das kann sie nicht. Selbst wenn Tausende von Computern während eines unendlich langen Zeitraumes nach dem Zufallsprinzip Noten schreiben würden, so käme am Ende doch keine Symphonie von Ludwig van Beethoven heraus. Entscheidend wäre immer noch der Geist dieses speziellen Menschen, die Intelligenz, das Temperament, die musikalische Schöpferkraft Beethovens. Sein Genius ist die Voraussetzung zur Schaffung dieser Werke.      

Es war sein Geist und keine Zufallsmechanismen, die dieses musikalische Werk entstehen liessen. Wenn die Forscherin schreibt, es werde «noch lange nicht» möglich sein, eine solche Enzym-Symphonie zu komponieren, dann muss man entgegenhalten, dass dies nie gelingen wird. Der Vergleich von Frances Arnold hinkt also gewaltig.

Lesen Sie den ganzen Artikel in factum 01/2019.