Zweitausend Jahre lang war der Weinbau in Israel eine traurige Sache: Von wenigen Klöstern abgesehen wurde kein Wein mehr gekeltert. Jetzt forschen Fachleute nach den antiken Sorten und keltern sogar Wein daraus.
Thomas Lachenmaier
28. Januar 2016

Die alten Sorten verwilderten im Niemandsland, nur wenige Araber und Juden bauten in kleinen Mengen Tafeltrauben an.

Eine Analyse von italienischen und palästinensischen Forschern hat 64 Varianten von antiken Sorten ausfindig gemacht. Der Israeli Schibi Drori spricht von 100 alten Sorten, die er identifiziert hat. Die Kellerei Recanati aus Emek Hefer keltert aus den schönen gelb-goldenen Trauben der alten Sorte Marawi, die bereits im Talmud als lagerfähig und herb erwähnt wird, einen Wein. Noch sind die Mengen sehr gering. Der Jahrgang 2015 wird nur weniger als 3000 Flaschen ergeben. Mit dem Geschmack sind die Weinmacher sehr zufrieden. Der Wein soll wohlschmeckend sein und einen ganz eigenen Charakter haben.

In biblischer Zeit spielte Weinbau in Israel eine grosse Rolle. Die römischen Besatzer sandten Fässer mit Wein aus Israel nach Rom. Heute produzieren israelische Winzer wieder Wein von ausgezeichneter Qualität. Der Prophet Amos hatte vorhergesagt, dass in der Zeit nach der Rückkehr des Volkes wieder Wein angebaut wird (Amos 9,14–15). In seinem Buch über erfüllte Prophetien weist der Bibellehrer Roger Liebi darauf hin, dass Jesaja vor 2700 Jahren sogar den Umstand benannte, dass es sich hierbei um ausländische Sorten handelt. Jetzt kommen die einheimischen Sorten dazu.