Für viele in der Schweiz sind die Sendungen «Tagesschau» und «10 vor 10» und in Deutschland «Heute Journal» und «Tagesthemen» Teil des Tagesrhythmus. Man schaut und nimmt an, dass man informiert wird. Bei genauerer Analyse des täglich Dargebotenen zeigt sich, dass dies oft eine Täuschung ist. Einen besonders grotesken Beleg dafür lieferte unlängst das ZDF.
Thomas Lachenmaier
2. Dezember 2020

Moderator Özden Terli präsentierte im Wetterbericht des «Heute Journal» eine Grafik als Sensation. Sie zeige die Durchschnittstemperaturen seit der Eiszeit bis heute. Die Erwärmung habe sich «langsam vollzogen» und sei dann «lange stabil» gewesen. Bis plötzlich, etwa im Jahr 1900, die Temperatur «einen Sprung nach oben» gemacht habe. Die Grafik zeigt am Ende einer langen flachen Linie den schlagartigen senkrechten Ausschlag nach oben in alarmroter Farbe. Diese steile Diagrammkurve nach oben war eine freie Erfindung der Mitarbeiter des staatlichen Fernsehens. Jemand muss sich gedacht haben: «Greifen wir doch mal zum Filzstift!»

Mehrere Paläoklimatologen, wie etwa Jan Esper von der «Universität Mainz», Jürg Luterbach von der «Weltorganisation für Meteorologie» und Eduardo Zorita vom «Helmholtz-Zentrum Geesthacht» kritisierten das. Anstelle der steilen Linie hätte einfach ein Punkt auf gleich niedrigem Niveau sein müssen, keine senkrechte Linie. Aber damit wäre die gute Story von der Katastrophe gestorben, und kein Zuschauer verfiele kurz vor dem Zu-Bett-Gehen noch in Alarmstimmung.

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