Christen sind in der Türkei, dem Land, in dem einst Apostel das Evangelium verkündigt haben, nur noch eine kleine Minderheit. Der türkische Präsident stellt sie jetzt als eine Bedrohung für die Stabilität der Nation dar.
factum-Redaktion
18. August 2018

Antichristliche Hassreden verbreiten sich in der Türkei sowohl in den konventionellen wie den sozialen Medien, heisst es im jährlichen Bericht der türkischen Vereinigung protestantischer Kirchen. Inzwischen hätten sie ein «extremes Mass» erreicht. Vor allem Kirchen seien ernsten Terrordrohungen ausgesetzt. Die Regierung tue wenig, um offen christenfeindliche Ausschreitungen zu stoppen.

Der Istanbuler Pastor Yüce Kabakçı klagt: «Es gibt in der Türkei derzeit eine Atmosphäre, in der jeder, der kein Sunnit ist, als eine Gefahr für die Stabilität der Nation betrachtet wird. Selbst die gebildeten Klassen lassen sich nicht mit Juden oder Christen ein. Es ist mehr als eine Verdächtigung. Es ist ein: ‹Lasst uns alle vertreiben, die keine Sunniten sind.› Es gibt keine Trennung zwischen Regierungsangelegenheiten und religiösen Belangen. Es gibt keinen Zweifel, dass die Regierung die Moscheen benutzt, um ihre Botschaft an ihre Unterstützer an der Basis zu bringen.»

Anne-Christin Hoff, Assistenzprofessorin am Jarvis Christian College in Hawkins, Texas, schreibt: «Antiwestliche und Anti-EU-Rhetorik geht oft in rabiate antichristliche Hetze über, mit der klaren Botschaft, dass die Christen des Landes keine wahren Türken seien, eine Botschaft, die von den staatlich kontrollierten Medien und Regierungsvertretern entweder aktiv verbreitet oder zumindest nicht verurteilt wird. Diese Massnahmen, deren Wirkung von der Regierungspolitik wie etwa der Aufnahme des Dschihad in die Lehrpläne der Schulen noch verstärkt wird, bringen die nicht muslimischen Minderheiten in eine immer prekärere Lage.»

Artikel aus factum 06/2018