Euthanasie auf dem Vormarsch. Der Trend geht von der «Tötung auf Verlangen» hin zur «Tötung ohne Verlangen». Die Bibel aber schenkt eine Hoffnung, die über den Tod hinausgeht.
Dr. med. Matthias Klaus
14. Februar 2022

2001 kam es zum Dammbruch in Europa: Die Niederlande legitimierten als erstes Land die Tötung auf Verlangen als aktive Sterbehilfe, Belgien folgte 2002. Seitdem dürfen sich Patienten, die bestimmte Kriterien erfüllen, auf eigenes Verlangen hin töten lassen. Die tödliche Dosis wird dabei durch Ärzte verabreicht. Ärzte töten. Eine untergeordnete Form der aktiven Sterbehilfe spielt hier der assistierte Suizid, wo die tödliche Dosis vom Patienten eigenständig eingenommen wird. Patienten müssen bestimmte Sorgfaltskriterien erfüllen: Die Bitte muss freiwillig und nach reiflicher Überlegung geäussert werden, die Krankheit aussichtslos und das Leiden «unerträglich» sein, ausserdem darf es keine anderen «annehmbaren Lösungen» geben.1

Starke Zunahme

Seit der Legalisierung ist die Zahl der getöteten Patienten rasant gestiegen.2 Während im Jahr 2003 1774 Personen ihr Leben durch die Giftspritze verloren, waren es 2010 schon 3136 und 2020 sogar 6938 Personen. Das entspricht einem Zuwachs von ca. 390 Prozent.  Damit kommen in den Niederlanden 19 Menschen pro Tag oder 4 Prozent aller Sterbefälle durch aktive Sterbehilfe zu Tode.

In den Beneluxstaaten wird die Liberalisierung der aktiven Sterbehilfe sukzessive vorangetrieben3: 2012 wurden die «Lebensendekliniken» in «Kompetenzzentren Euthanasie» umbenannt. Seit 2013 dürfen auch Minderjährige ab zwölf Jahren die tödliche Injektion verlangen, 2016 wurde die Möglichkeit der aktiven Sterbehilfe auch für psychisch Kranke und lebensmüde Menschen eröffnet. Seit 2020 schliesslich ist sie auch für bewusstseinsgeminderte Patienten (zum Beispiel Demenzkranke) und Kindern unter zwölf Jahren erlaubt. Derzeit wird der freie Zugang zur «Letzter-Wille-Pille», einer Pille mit zum Tode führender Medikation, für lebensmüde Senioren ab 75 Jahren diskutiert. Der Befürworter der aktiven Sterbehilfe und prominente Psychiater Boudewijn Chabot sagt in Bezug auf den zunehmenden Anteil an psychisch Kranken: «Das System ist entgleist!»

1    https://www.dgpalliativmedizin.de/images/sto ries/pdf/euthanasie.pdf (abgerufen 11.10.2021)
2    https://www.euthanasiecommissie.nl/de-toet singscommissies/jaarverslagen (abgerufen am 26.01.2021)
3    https://www.imabe.org/links/sterbehilfe (abgerufen am 11.10.2021)

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