Im Frühjahr 2023 endet ein dunkles Kapitel in der britischen Geschichte: Die Londoner Tavistock-Genderklinik muss auf Verfügung der britischen Gesundheitsbehörde National Health Service (NHS) ihren Betrieb einstellen. Seit 1990 wurden dort rund 19 000 Kinder und Jugendliche mit Geschlechtsdysphorie (GIDS) behandelt. Nun droht eine Sammelklage.
factum-Redaktion
17. Oktober 2022

Wie die Londoner «Times» berichtete, könnte die Klinik bald mit einer Massenklage von über 1000 Familien konfrontiert werden. Zahlreiche ehemalige Patienten werfen der Klinik nun vor, übereilt in die Einnahme von Pubertätsblockern mit lebenslangen Folgen gedrängt worden zu sein.Die Entscheidung der NHS beruht auf einem im Juli 2022 veröffentlichten Zwischenbericht unabhängiger Experten. Diese kritisieren die Methoden des Zentrums und äussern erhebliche Sicherheitsbedenken. Die Klinik stand bereits seit Jahren unter scharfer Kritik, zwischen 2016 und 2019 hatten mehr als 35 Ärzte und Psychologen die Klinik verlassen, weil sie die Vorgänge nicht mehr mit ihrem beruflichen Ethos und Gewissen vereinbaren konnten. Immer öfter wurden physische Geschlechtsumwandlungen auf unsicherer Basis verschrieben und sogar Kinder im autistischen Spektrum mit Gender-Transition behandelt. Gleichzeitig wurde Druck auf Angestellte der Klinik ausgeübt und die Möglichkeit anderer potenziell vorliegender Probleme bei Patienten ignoriert. Der Bericht unterstreicht auch, dass es keinen Konsens in der Fachwelt darüber gebe, was genau die Diagnose «Geschlechtsdysphorie» bedeute. Zudem könne der Einsatz von Hormonblockern zu späteren Gesundheitsschäden führen und zerstörerische Folgen haben. Die Tageszeitung «WELT» veröffentlichte kürzlich ein schockierendes Zeugnis des ehemaligen Tavistock-Patienten Ritchie Herron. Er selbst sei schwul und seine Sexualität hätte vor der irreversiblen Geschlechtsoperation besprochen werden sollen. Wie Herron erzählt, habe er bei seiner Einlieferung von Anfang an seine Zweifel formuliert, ob eine Geschlechtstransition das Richtige für ihn sei. Dies sei seitens der Klinik als «verinnerlichte Transphobie» interpretiert worden. Auch über Risiken einer Operation sei er nicht aufgeklärt worden. Nach seinen Operationen hatte der heute 35-Jährige jahrelang schlimme Blutungen, grosse Schmerzen beim Wasserlassen und war stark selbstmordgefährdet. Erschreckend ist, dass Deutschland angesichts solcher Entwicklungen unbeirrt am Plan festhält, ein «Selbstbestimmungsgesetz» einzuführen, wonach jeder einmal im Jahr die Gelegenheit haben soll, sein Geschlecht zu wechseln – mit allen möglichen weiteren Schritten ­(s. a. «Das Ende der Fakten», factum 05/22, S. 49).

Quelle: IMABE, WELT

Meldung aus factum 06/2022