Die Bilanz nach zwei Jahren Corona-Pandemie ist in vielerlei Hinsicht verheerend. Wer, wenn nicht wir Christen, kann der Welt Hoffnung bringen?
Raphael Berger
14. Februar 2022

Israel um die Zeitenwende: König Herodes regiert. Aufsehen erregen die vielen Prachtbauten, zu denen der Tempel gehört. Das Volk bezahlt es durch Zölle und hohe Steuern. In Jerusalem und später in Cäsarea veranstaltet Herodes Theaterinszenierungen, Sportveranstaltungen, Wagenrennen und sogar Gladiatorenkämpfe. Gegen Ende seiner Herrschaft verhält er sich immer psychotischer. Er hat das Land in einen Schreckensstaat, einen regelrechten Polizei- und Spitzelstaat verwandelt. Brutalität und Hinrichtungen prägen den Alltag. Den Bürgern verbietet er alle Zusammenkünfte und stellt überall Spione an.1

Mitten in diese Zeit hinein gebietet Kaiser Augustus, dass sich alle Menschen registrieren lassen sollen. Auf diese Weise will er sie besser kontrollieren und Steuern eintreiben. Lukas, der Evangelist, beschreibt, wie alle gefügig werden: «Und jedermann ging, dass er sich schätzen liesse, ein jeder in seine Stadt.» Auch Josef, der Zimmermann, und seine hochschwangere Frau Maria machen sich auf von Nazareth nach Bethlehem, ihren Geburtsort. Der Weg ist beschwerlich und gefährlich.

30 nach Christus

Israel, um 30 nach Christus: Mit gros­sem Triumph zieht Jesus als der lang ersehnte Messias in Jerusalem ein. Endlich, so denken die Jünger, wird er als der verheissene König Israels die Herrschaft übernehmen und Israel von der Knechtschaft der Römer befreien. Und sie sind an vorderster Front mit dabei. Doch es kommt anders: Ihr Meister wird von Judas, einem Jünger, verraten und von den obersten Juden festgenommen. Diese bringen ihn vor den Hohen Rat und vor Pilatus, wiegeln das Volk auf. Die Stimmung kippt und Pilatus verurteilt Jesus zum Tod am Kreuz. Auf brutalste Art wird Gottes Sohn hingerichtet. Jesus erleidet nicht irgendeinen Tod, sondern den grausamsten. Die Enttäuschung und Trauer der Jünger ist grenzenlos. Ihre Welt ist soeben untergegangen.

Nun ist Sonntag, der erste Tag der Woche. Die Erinnerungen und Ereig­nisse allgegenwärtig. Jerusalem, ja ganz Israel, befindet sich im Ausnahmezustand. Es gibt kein anderes Thema, jeder spricht darüber. Manche Menschen haben sich schon ihre Meinung gemacht, andere versuchen noch immer verzweifelt, das Geschehene irgendwie einzuordnen. Mittendrin zwei Jünger auf dem Weg von Jerusalem nach Emmaus, als ihnen jemand begegnet und mit ihnen geht.

März 2022

März, im Jahr 2022: Zwei Jahre Ausnahmezustand haben ihre Spuren hinterlassen. Unser Alltag war geprägt von Fallzahlen, Restriktionen und Masken. Soziales Leben gab es nur für «Zertifizierte». Gibt es nun Licht am Ende des Tunnels oder war Corona eine Art «Probelauf» für die Zukunft?

Längst hat sich jeder eine Meinung gebildet, die Gesellschaft ist tief gespalten, bis hinein in Gemeinden und Familien. Zweifelsohne hat das Coronavirus Not und Elend in unsere Welt gebracht. Viele Menschen sind daran gestorben, etliche leiden auch heute noch unter den Folgen einer durchgemachten Krankheit. Die Impfung, als Ausweg aus der Pandemie angepriesen, schützt zwar grösstenteils vor Hospitalisierungen und Todesfällen, ist aber nicht der Weg zurück zu einem Leben ohne Einschränkungen. Als Kollateralschäden der Pandemie-Bekämpfung haben psychische Probleme, Ängste und Depressionen massiv zugenommen. Kliniken sind überfüllt und am Anschlag. Besonders betroffen: Kinder und Jugendliche, denen die Perspektive für ein unbeschwertes Leben genommen wurde. Immer deutlicher zeichnet sich ab, dass eine gewaltige Lawine auf uns zurollt, deren Auswirkungen wir noch lange spüren werden.

Weihnachten und Ostern

Was haben die Zeitenwende, Jesu Tod und Auferstehung und unsere aktuelle Situation gemeinsam?

1 Markus Spieker, «Jesus – eine Weltgeschichte»

Lesen Sie den ganzen Artikel in factum 02/2022