Die Schöpfung ist auf den Menschen hin konzipiert. Er hat Anteil an der göttlichen Schaffenskraft. Schon im Kleinen ist das Grenzenlose und die ewige Dimension Gottes sichtbar. Ein Beispiel.
Thomas Lachenmaier
6. Januar 2018

An Äpfeln und Birnen kann man viel lernen. Man kann sie auch vergleichen. Aber man sollte sie nicht in einen Topf werfen, es sei denn, man will Apfel-Birnen-Kompott machen. Aber ernsthaft: An der Verschiedenartigkeit von Birnen kann man einiges lernen – sogar über den Schöpfer. Es genügt bereits, nur die Schweizer Birnensorten zu Rate zu ziehen, wenn man etwas über Gott lernen will.

Wie viele Birnensorten mag es in der Schweiz geben? Zwanzig, oder vielleicht achtzig? Oder sogar 100 verschiedene? Nun, es sind sage und schreibe 840. Allein in einem der kleinsten Länder Europas sind so viele verschiedene Birnensorten heimisch, berichtet das «Institut für Pflanzenbauwissenschaften» im schweizerischen Wädenswil. Sie alle zu kennen, überfordert jeden Experten. Aber was können diese 840 helvetischen Birnensorten über Gott lehren?

Diese Vielfalt verweist auf die Gestaltungskraft Gottes. Sie übersteigt unser Vorstellungsvermögen, unsere Sinne. Das Staunen des Psalmisten: «HERR, wie sind deine Werke so gross!» (vgl. Psalm 40,6) können wir bereits an der Vielfalt von Birnen lernen. Dabei sind diese 840 verschiedenen Schweizer Sorten nur ein Bruchteil der Birnensorten, die es weltweit gibt. Weiss überhaupt jemand, wie viele Birnensorten es gibt? Genau weiss es niemand. Aber es sind mehr als 5000.

840 Birnenarten, die genetisch und phänotypisch klar unterscheidbar sind, das bedeutet neben 840-fach verschiedenen Eigenschaften auch verschiedenen Geschmack und verschiedene Verwendungsmöglichkeiten. Von mannigfaltigen Formen und Farben berichten die Forscher des Agrarinstituts: «von kugelig grün und berostet bis perlförmig gelb oder orange mit dunkelroter Deckfarbe». Sogar eine gestreifte Birne ist im Inventar vertreten, so die Fachleute, die «Schweizerhose», deren Name sich vom Beinkleid der Schweizergarde in Rom ableitet.

Die eine Sorte schmeckt süsser, die andere herber, andere «säuerlich-spritzig, knackend, schmelzend oder auch stark adstringierend», so die Vorkoster vom Institut für Pflanzenbauwissenschaften. Wieder andere schmecken nach Muskat, Anis, Karamell, Zimt, Vanille oder Bergamotte. Die eine mundet diesem, die andere jenem. Manche schmecken niemandem, eignen sich aber hervorragend zur Herstellung von Most, der fast allen schmeckt. Wiederum andere sind gut zum Bereiten von Kuchen oder Kompott oder Konfitüre. Manche Sorten eignen sich besser zum Versaften oder Einwecken. Wieder andere sind besonders lagerfähig. Andere duften besonders aromatisch. Und noch andere Sorten eignen sich zum Destillieren und erfreuen mit ihren feinen Duftnoten im Glas. Manche der vielen Sorten sind besonders gut zum Dörren geeignet. Andere sind fest mit regionalen traditionellen Spezialitäten verbunden, wie etwa die «Theilersbirne», aus der in der Zentralschweiz Birnendicksaft hergestellt wird. In der Deutschschweiz haben der «Schlorzifladen», «Birewegge» und das «Birrebrot» – hergestellt vor allem aus dem «Herbstlängler», der «Knollbirne» und dem «Luzeiner Längler» – Tradition. Offenbar sind die Birnen für den Menschen geschaffen.

Die Unterschiede, die Vielfalt hört bei den Früchten nicht auf. 840 verschiedene Sorten von Birnbäumen haben auch verschiedene Blätter. Viele mögen ähnlich sein, aber eben: nicht gleich. Wer hat über die Vielfalt von Rinden dieser Baumsorten nachgedacht oder sich sogar ein Bild davon gemacht? Oder von den differierenden Wuchsformen der Bäume. Wer kennt die Vielfalt der Blüten? Welche Wildbiene bevorzugt die Blüten welcher Birne? Wer kennt die verschiedenen Sorten von Birnenholz auseinander?

Lesen Sie den ganzen Artikel in factum 9/2017.