Die Zimmer sind ab 700 Dollar aufwärts erhältlich. Die Kunden können sich einen Film ansehen und ein Glas Wein trinken, bevor die tödliche Injektion verabreicht wird. «Manche Leute wollen in Gruppen von vier oder fünf Personen sein, wir hatten aber auch schon Gruppen von bis zu 30 Personen», sagt Mathieu Baker, Inhaber eines Bestattungsunternehmens.
Die Fälle von MAiD (Medical Assistance in Dying) machen mittlerweile über vier Prozent aller Todesfälle im Land aus. In Quebec, seit Langem ein Vorreiter in Sachen Sterbehilfegesetzgebung, sind es sieben Prozent aller Todesfälle. Die Provinz hatte vor einem Jahr das neue Gesetz «Bill 11» verabschiedet. MAiD kann nun sowohl von Krankenschwestern als auch von Ärzten durchgeführt werden. Schockierend ist auch die Zulassung von MAiD in öffentlichen Parks und an Ausflugszielen. Ausserdem werden Hospize und private Krankenhäuser gezwungen, Sterbehilfe in ihren Räumen anzubieten.
Vor dem Hintergrund, dass sich die Zahl der über 80-jährigen Menschen in Belgien verdoppeln wird, schlägt Luc Van Gorp, Vorsitzender der grössten belgischen Gesundheitskasse, vor, dass «lebenssatte», jedoch ansonsten gesunde Menschen auch die Möglichkeiten haben sollten, auf Wunsch getötet zu werden. Ziel sei nicht ein möglichst langes, sondern vor allem ein qualitativ hochwertiges Leben, so Van Gorp. Dabei vermeidet er das Wort «Suizid». Er spricht von einem «Zurückgeben des Lebens». Personalmangel und steigende Gesundheitskosten sind Auslöser der Diskussion. In den Niederlanden wird ein solches Gesetz bereits seit Jahren diskutiert, umgesetzt wurde es bisher noch nicht. Im Jahr 2023 entschieden sich 9068 Menschen für die Tötung auf Verlangen, vier Prozent mehr als im Vorjahr.
Meldung aus factum 04/2024