
Die untersuchten Flugsaurier sind Teil der umfangreichen paläontologischen Sammlung des Staatlichen Museums für Naturkunde in Stuttgart. Im Rahmen eines Forschungsprojekts untersuchte Dr. Samuel Cooper, Paläontologe am Museum, mit Kollegen zahlreiche Fossilien aus dem Posidonienschiefer in Baden-Württemberg neu. Diese Schwarzschiefer-Gesteinsformation in Südwestdeutschland ist für ihre aussergewöhnlich gut erhaltenen und vielfältigen Fossilien bekannt. Bei ihren Untersuchungen entdeckten die Forscher bei zwei Flugsaurierarten, Dorygnathus und Cympylognathoides, versteinerten Mageninhalt. Die in der Fachzeitschrift Journal of Vertebrate Paleontology veröffentlichten Ergebnisse zeigen, dass Dorygnathus kleine Fische frass, während Campylognathoides Tintenfische verzehrte. Dieser bemerkenswerte Fund ist der erste Beweis für unterschiedliche Ernährungsweisen von zwei verschiedenen Flugsaurierarten in derselben Umwelt.
«Für mich ist dieser Nachweis von Tintenfischresten im Magen von Campylognathoides besonders spannend», sagt denn auch Samuel Cooper, Erstautor der Studie. «Bisher gingen wir eher davon aus, dass er sich von Fisch ernährte, ähnlich wie Dorygnathus, bei dem wir kleine Fischgräte als Mageninhalt gefunden haben.» So konnten die beiden Arten im gleichen Lebensraum ohne grosse Nahrungskonkurrenz koexistieren, erläutert Cooper weiter. Ganz generell finden Wissenschaftler äusserst selten versteinerte Mageninhalte. Im Fall der beiden Flugsaurier liegt das wahrscheinlich auch daran, dass Pterosaurier ihre Nahrung sehr schnell verdauten, weil zusätzliches Gewicht im Magen ihre Flugfähigkeit beeinträchtigt hätte.
Meldung aus factum 01/2025