«Die derzeitige Lockdown-Politik hat kurz- und langfristig verheerende Auswirkungen auf die öffentliche Gesundheit.» Zu diesem Ergebnis kommen Epidemiologen und Wissenschaftler im Gesundheitsbereich der Universitäten Oxford, Harvard und Stanford. Sie empfehlen ein Ende der Lockdowns und «gezielten Schutz» für die «gefährdeten Personengruppen».
Thomas Lachenmaier
1. Februar 2021

Die renommierten Wissenschaftler1, unter ihnen Prof. Jay Bhattacharya von der «Stanford University School of Medicine», Martin Kulldorff, Prof. für Medizin an der «Harvard Universität», und Sunetra Gupta, Professorin für Epidemiologie an der «Oxford Universität», veröffentlichten zusammen mit Wissenschaftlern aus der ganzen Welt eine gemeinsame Erklärung («Great Barrington Declaration»), in der sie «ernste Bedenken hinsichtlich der schädlichen Auswirkungen der vorherrschenden Covid-19-Massnahmen auf die physische und psychische Gesundheit» äussern.

«Die Beibehaltung dieser Massnahmen wird irreparablen Schaden verursachen, wobei die Unterprivilegierten unverhältnismässig stark betroffen sind», heisst es in der Erklärung. Das vorrangige Ziel sollte es nach Meinung der Wissenschaftler sein, «die Mortalität und den sozialen Schaden zu minimieren, bis wir eine Herdenimmunität erreichen». Sie geben zu bedenken, dass das Erreichen dieses Zieles, also des Punktes, an dem die Rate der Neuinfektionen stabil ist, nicht von einer Impfung abhängig ist. Der «einfühlsamste Ansatz» bestehe darin, «denjenigen, die ein minimales Sterberisiko haben, ein normales Leben zu ermöglichen, damit sie durch natürliche Infektion eine Immunität gegen das Virus aufbauen können, während diejenigen, die am stärksten gefährdet sind, besser geschützt werden. Wir nennen dies gezielten Schutz (Focused Protection)». Diejenigen, die nicht schutzbedürftig sind, sollten «sofort wieder ein normales Leben führen dürfen» und einfache Hygienemassnahmen wie Händewaschen praktizieren.

Zentrale Aufgabe des öffentlichen Gesundheitswesens sollte sein, gefährdete Personen zu schützen, aber nicht zum Beispiel durch Isolation in Altenheimen. Prof. Kulldorff bezeichnete die Lockdowns als «schreckliches Experiment». Eines der Grundprinzipien von öffentlicher Gesundheit sei, dass man nicht nur eine Krankheit isoliert betrachtet, sondern Gesundheit als Ganzes, einschliesslich aller Krankheiten über einen gewissen Zeitraum. «Zurzeit werfen wir alle Grundsätze der öffentlichen Gesundheit über Bord.» Die Medien suggerierten, so Prof. Kulldorff, «dass es einen wissenschaftlichen Konsens zugunsten der Lockdown-Massnahmen gibt, aber das ist nicht der Fall».

Meldung aus factum 01/2021.

1    Dr. Martin Kulldorff, Professor für Medizin an der «Harvard-Universität», Biostatistiker und Epidemiologe mit Erfahrung in der Erkennung und Überwachung von Ausbrüchen von Infektionskrankheiten und in der Bewertung der Sicherheit von Impfstoffen.
Dr. Sunetra Gupta, Professor an der «Universität Oxford», Epidemiologe mit Fachkenntnissen in Immunologie, Impfstoffentwicklung und mathematischer Modellierung von Infektionskrankheiten.
Dr. Jay Bhattacharya, Professor an der «Stanford University School of Medicine», ist Arzt, Epidemiologe, Gesundheitsökonom und Experte für öffentliche Gesundheitspolitik mit Schwerpunkt auf Infektionskrankheiten und gefährdete Bevölkerungsgruppen.