Spätestens seit dem Beginn des Ukraine-Kriegs ist Deutschlands Abhängigkeit von russischem Erdgas offenbar geworden. Geht es um den Photovoltaik-Ausbau, wird zu einer anderen Abhängigkeit lieber geschwiegen.
factum-Redaktion
14. Dezember 2022

Um die ehrgeizigen Stromziele bis 2040 zu erreichen, müssten im langjährigen Durchschnitt jedes Jahr rund 20 Gigawatt Solarstrom-Leistung zusätzlich entstehen. Zum Vergleich: Im bisherigen absoluten Rekordjahr (2011) wurden 7,9 Gigawatt Leistung verbaut. Laut einer Berechnung der Wirtschaftsberatungsgesellschaft «PricewaterhouseCoopers» (PwC) müssten nun jährlich 50 Millionen Photovoltaik-Module auf deutsche Dächer oder Freiflächen installiert werden – Module, die seit dem Niedergang der deutschen Industrie grösstenteils in China gebaut werden. Rund 75 Prozent aller Module kamen im vergangenen Jahr aus der Volksrepublik, 24 Prozent aus den USA und anderen Staaten. Ungefähr ein Prozent entfiel auf Hersteller aus Europa. Deutschland rangiert somit im Promillebereich.

Doch selbst wenn genügend Module hergestellt werden – und sei es in China – gibt es bei Weitem nicht genug Handwerker zur Installation. Elektrohandwerkliche Betriebe sind nämlich nicht nur im Photovoltaik-Bereich gefragt, sondern zum Beispiel auch bei der Installation von Wärmepumpen oder der Ladeinfrastruktur für E-Mobilität. Und bereits jetzt fehlen gemäss dem Zentralverband der Deutschen Elektro- und Informationstechnischen Handwerke (ZVEH) 81 000 ausgebildete Fachkräfte. Zudem sind die Preise für Photovoltaik-Bauteile wegen Lieferkettenproblemen enorm gestiegen und hohe Lebenshaltungs-, Energie- und Zinskosten lassen Hausbesitzer und Investoren vorsichtig werden.

Meldung aus factum 01/2023