Immer mehr gut ausgebildete oder besonders vermögende Bundesbürger verlassen Deutschland.
Thomas Lachenmaier
20. Juli 2017

Allein im Jahr 2016 sind mehr als 4000 Millionäre aus Deutschland ausgewandert. Das geht aus dem in diesem Jahr veröffentlichten Bericht «Global Wealth Migration Review» (2017 Globaler Vermögens-Report: Weltweiter Wohlstand und Trends der Migration) hervor. In den Jahren vor 2015 waren es nur wenige hundert Millionäre, die das Land pro Jahr verliessen. Die Zahl hat sich innert weniger Jahre verzehnfacht. Der Autor des Berichts, Andrew Amoils, sieht im Verhalten der qualifizierten Minderheit eine Art Frühwarnsignal: Aufgrund der Vermögensverhältnisse, der höheren Bildung und der besseren Kontakte können sie leichter auswandern als andere. Von der Entwicklung ist auch die Mittelschicht betroffen, auch hier steigen die Auswandererzahlen stark an.

Das Magazin «Stern» schreibt, es handle sich «um weit mehr als die üblichen Verlagerungen des Wohnsitzes im Ruhestand – die Reichen sind auf der Flucht». Diese Entwicklung betrifft auch andere europäische Länder, etwa Frankreich. In einem Jahr (2016) sind aus Frankreich 22 000 Millionäre ins Ausland verzogen. «Am stärksten blutet Paris aus», schreibt ein Nachrichtenmagazin. Im Jahr 2016 verliessen 7000 Millionäre und Zehntausende gut situierte Mittelschichtler die französische Hauptstadt. 5000 Millionäre sind aus Rom ins Ausland verzogen. Sydney ist die Stadt, die 2016 am meisten Millionäre anzog (4000), gefolgt von Melbourne (3000). Vancouver und San Francisco zogen jeweils 2000 Millionäre an.

Die meisten dieser qualifizierten Migranten gehen nach Kanada, in die USA und nach Australien. Auch Uruguay ist ein bei Auswanderern beliebtes Land. Begründet wird die Auswanderung mit bestehenden oder erwarteten gesellschaftlichen Spannungen. Wichtig ist Auswanderern persönliche Sicherheit, Vertrauen in die Justiz und die Qualität des Schulsystems.

(Artikel aus factum 5/2017)