Ethiker sind alarmiert und in Sorge, weil Politiker und Arzneimittelbehörden die Vorschriften des Arzneimittelgesetzes zum Schutz von Versuchspersonen ausser Kraft setzen möchten, um möglichst schnell einen Impfstoff gegen das Virus SARS-CoV-2 zur Verfügung zu haben.
factum-Redaktion
2. August 2020

Das berichtet das «Institut für Medizinische Anthropologie und Bioethik».

Ein Entwurf des deutschen Bundesgesundheitsministeriums (BMG) für eine Verordnung sieht vor, dass das BMG die Vorschriften des Arzneimittelgesetzes zum Schutz von Versuchspersonen ausser Kraft setzen kann. «Wir befürchten, dass schutzwürdige Interessen von Studienteilnehmern unterlaufen werden», sagte Joerg Hasford, der Vorsitzende des «Arbeitskreises medizinischer Ethik-Kommissionen», der «Süddeutschen Zeitung». Die  «Pauschalität dieser Ermächtigung ist gefährlich», so Hasford. Der Europäische Ethikrat fürchtet, dass «unter dem extremen Druck» der Schutz von Versuchspersonen und Patienten auch in anderen Bereichen sinken könnte», sagt die Vorsitzende Christiane Woopen.

Der Arbeitskreis der Ethik-Kommission berichtet, dass Untersuchungen zu anderen Krankheiten ins Hintertreffen geraten. In mehreren EU-Ländern werde die Genehmigung von klinischen Studien zu anderen Krankheiten als Covid-19 bereits ausgesetzt. «Das empfinde ich ethisch als eine Katastrophe», so Hasford. «Es gibt ja auch andere Patienten, die lebensbedrohliche Erkrankungen haben. Sie haben das gleiche Recht auf medizinischen Fortschritt wie ein Patient mit Covid-19.»

Meldung aus factum 04/2020.