
Graureiher, Gänsesäger und Stockenten sind allseits bekannte Wasservögel, die man vom Flussufer aus leicht beobachten kann. Die kleine, kugelförmige Wasseramsel jedoch bemerkt kaum jemand. Man muss schon wissen, dass dieser leuchtend weisse Fleck nicht von einem die Sonne reflektierenden Stein oder einer Welle kommt, sondern von den Brustfedern dieses erstaunlichen Vogels. Der steht auf einem Stück Treibholz inmitten der Flut, gibt sich der morgendlichen Toilette hin und macht nicht viel Aufhebens um sich.
Mitunter wechselt die Wasseramsel den Platz, fliegt ans Ufer, auf einen Ast oder einen herausragenden Stein, wo man ein wiederkehrendes Zucken des kleinen Körpers beobachten kann. Genau genommen sind es Bewegungen des Fersengelenks, die man in der Fachsprache als «Knicksen» bezeichnet. Sie verraten, dass sich das Tier in Erregung befindet. Da – es hüpft den Stein hinab und steckt den Kopf ins Wasser. Dann geht es ein paar Schritte weiter, um ganz unterzutauchen. Das Baden scheint Spass zu machen. Es schüttelt sein Gefieder, wieder und immer wieder, dass es nur so spritzt. Etwas später sieht man den Vogel, auf der Suche nach Wasserinsekten und Weichtieren, durch die Strömung waten. Auch ausgedehntere Tauchgänge kommen vor, und ich habe schon beobachtet, dass die Wasseramsel, als sie wieder auftauchte, ein kleines Fischlein im Schnabel hielt.
Der Wechsel ins nasse Element kann aber auch anders, nämlich direkt von der Luft aus, vonstattengehen. Als ich neulich den Weg am Flussufer entlangradelte, begleitete mich eine Wasseramsel, indem sie knapp über den Wellen fliegend dem Flusslauf folgte. Plötzlich war sie verschwunden, war auf Tauchgang gegangen – und kam erst nach einigen Sekunden wieder zum Vorschein. Dann schwamm sie ein wenig, flog ein bisschen – um abermals unter Wasser zu gehen.
Weshalb der Aufwand?
Eigentlich gibt es ausserhalb des Flusses genug Leckerbissen, und man fragt sich, wie so ein Vogel auf die Idee kommt, sich seine Nahrung durch anspruchsvolle Unterwasserjagden zu beschaffen.
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