Darauf macht Prof. Dr. Sebastian Dötterl, Assistenzprofessor am Departement für Umweltsystemwissenschaften der ETH Zürich, in einem Bericht aufmerksam. Vor allem der Süden und Osten der Ukraine sei reich an Seltenen Erden, Erzen und anderen Metallen. Zudem verfüge das Land über viel fruchtbare Ackerfläche. Diese Fruchtbarkeit beruhe auf einer einzigartig dicken Humusschicht und dem sehr fruchtbaren Material, aus dem der Boden besteht, den sogenannten Lössablagerungen, auch Schwarzerde genannt. Nirgendwo in Europa seien diese Böden so dominant wie hier. «Während die eigentliche humusreiche Schicht in Schweizer Böden oft weniger als 20 cm beträgt, ist diese im Ackerland der Ukraine oft mindestens 60 cm oder sogar mehr als ein Meter mächtig», schreibt Dötterl. «Und das auf einem Gebiet, welches in etwa dem Sechsfachen der Schweizer Landesfläche entspricht.» Der ukrainische Boden könne deshalb Schäden und Ertragseinbussen aufgrund ackerbaulichen Bewirtschaftungen noch viele Jahrzehnte erfolgreich kompensieren.
Im Herbst 2022 schätzte der kanadische ThinkTank SecDev den Wert der Bodenschätze in den von Russland besetzten Gebieten der Ukraine auf über zwölf Billionen (12 000 Milliarden) US-Dollar. Von den 30 durch die EU als strategisch besonders wertvoll eingestuften Rohstoffen lassen sich 22 in der Ukraine in grossen Mengen fördern. Darunter sind klassische Rohstoffe der Energie- und Stahlindustrie wie Kohle, Erdöl und Eisenerz, aber auch viele, die für die «Energiewende» unverzichtbar sind wie Lithium, Titan, Magnesium, Uran, Mangan und Zirkonium.
Meldung aus factum 05/2024