
Das Leben kann kein ständiger Kampf um die Vorherrschaft des Stärkeren sein. Schon eine oberflächliche Betrachtung des Pflanzen- oder Tierreiches legt eine andere Sicht der Dinge nahe. Es gibt neben der Konkurrenz um knappe Ressourcen zahllose Beispiele von Kooperation und von symbiotischen Beziehungen zwischen nicht verwandten Organismen zum gegenseitigen Vorteil.
Heute gibt es kaum noch jemanden, der die universelle Gültigkeit der Lehre vom «Kampf ums Dasein» ernsthaft in Zweifel zieht. Der Neodarwinismus und der methodische Atheismus sind zu einer Art Einheitsreligion geworden. Wer davon abweicht, riskiert das Ende seiner akademischen Karriere, wenn nicht noch Schlimmeres. Nur ein durch Stasi-Machenschaften zum Aussenseiter abgestempelter ostdeutscher Naturfreund konnte es wagen, in einem kenntnisreichen Werk die Lehre von Charles Darwin grundlegend zu hinterfragen.
Hier das Buch, von dem ich heute sprechen möchte: Es handelt sich um das Werk «Umweltresonanz. Grundzüge einer organismischen Biologie» von Michael Beleites. Das grossformatige Buch mit fast 700 Seiten wurde im Jahre 2020 von der «Manuscriptum Verlagsbuchhandlung» neu herausgegeben. Schon vorher hatte die Veröffentlichung dieses Werkes dem Autor massiven Ärger eingebracht, obwohl er heikle religiöse Fragen gar nicht angeschnitten hat. Der Inhalt des Buches lässt sich folgendermassen resümieren: Nicht Kampf und Konkurrenz bestimmen die Entwicklung der Arten, wie der im Westen zum Dogma gewordene Neodarwinismus lehrt, sondern der Zugang der Arten zu Umweltinformationen verschiedener Natur. Beleites stellt der etablierten reduktionistischen Biologie eine organismische Biologie gegenüber, die die Funktionen der Organismen auf Systemeigenschaften der Arten und Ökosysteme zurückführt, deren Organe sie sind. Den genetisch-ökologischen Zusammenhang erklärt er aus vier von ihm neu beschriebenen biologischen Perspektiven: genetische Kohäsion, dynamische Erblichkeit, organismische Integration und Umweltresonanz.
Beleites beschäftigt sich also mit der Ordnung des Lebenden, wobei er das Schwergewicht auf die Einflüsse des Milieus auf die Organismenpopulationen legt. Dabei spielt die Lichtspeicher-Fähigkeit die Hauptrolle. Beziehungen zwischen verschiedenen Organismenarten kommen erst an zweiter Stelle. Wir wissen heute, dass symbiotische Beziehungen zwischen artverschiedenen Organismen wie etwa zwischen Seeanemonen und Clownfischen oder Ameisen und Blattläusen in der Natur keine seltenen Einzelfälle sind, wie Schulbücher illustrieren, sondern die Regel. Der grösste Teil der lebenden Materie (Biomasse) der Erde besteht aus symbiotischen Systemen, angefangen mit den Flechten, einer Symbiose zwischen Pilzen und Grün- oder Blaualgen (Cyanobakterien) über einen Grossteil unserer Bäume und Sträucher, die Insekten für ihre Bestäubung und Wurzelpilze für ihre mineralische Ernährung benötigen, bis zum Verdauungssystem von Tieren und Menschen, in denen Magen- und Darmbakterien die Nahrung aufschliessen.
Lesen Sie den ganzen Artikel in factum 02/2025