Oft spricht die Bibel von der «Furcht des HERRN». Gottesfurcht ist keine einmalige Handlung, sondern ein Lebensprinzip. Ein Streben, so zu wandeln, wie Gott uns das in seinem Wort offenbart.
Michael Schmidt
16. Juli 2024

Was bedeutet «Die Furcht des HERRN»? Um es vorweg zu nehmen: Hier geht es nicht um eine Furcht vor Gott; und Gott selbst, der Allmächtige, ist natürlich furchtlos. Was darunter zu verstehen ist, das zeigt uns die Bibel mit den Versen aus Sprüche 2,1–5: «Mein Sohn, wenn du meine Worte annimmst und meine Gebote bei dir bewahrst, sodass du der Weisheit dein Ohr leihst und dein Herz zur Klugheit neigst; wenn du um Verstand betest und um Einsicht flehst, wenn du sie suchst wie Silber und nach ihr forschest wie nach Schätzen, so wirst du die Furcht des HERRN verstehen und die Erkenntnis Gottes erlangen.»

Die ersten vier Verse fassen zusammen, worum sich die Menschen bemühen, wonach sie streben und ihr Verhalten ausrichten sollen. Dann leben sie gemäss Sprüche 2,5 in der «Furcht des HERRN». Das im Grundtext von Vers fünf verwendete hebräische Wort für «verstehen» wird in vielen Übersetzungen sinngemäss mit «geistig/mental erfassen» oder «mit dem Verstand begreifen» angegeben, was jedoch nicht die einzige Bedeutung der hebräischen Wortwurzel ist. Von den weiteren Bedeutungen scheinen «beachten», «berücksichtigen», «vollbringen», «sich befinden in» oder «wandeln in» in Vers fünf passender zu sein. Warum? Weil die ersten vier Verse ein reales Verhalten, aktive Handlungen der in Vers fünf angesprochenen Menschen beschreiben. Diejenigen, die sich so verhalten wie in den Versen eins bis vier, werden dann aber nicht etwas völlig anderes erkennen und verstehen, so als ob die «Furcht des HERRN» in Vers fünf sich von dem Verhalten in den ersten vier Versen unterscheiden würde. Es spricht viel dafür, dass Vers fünf Folgendes sagen möchte: «Dann wirst du die Furcht des HERRN vollbringen [beachten]» oder «dann wirst du in der Furcht des HERRN wandeln». Das wird besonders deutlich, wenn dieses Verständnis von Sprüche 2,5 mit Bibelstellen wie Psalm 31,19; 32,10 und Apostelgeschichte 9,31 kombiniert wird: «Wie gross ist deine Güte, welche du denen bewahrst, die dich fürchten, und die du an denen erzeigst, die auf dich hoffen, angesichts der Menschenkinder. ... Der Gottlose hat viele Plagen; wer aber dem HERRN vertraut, den wird die Güte umfangen» (Ps. 31,19; 32,10). «So hatte nun die Gemeinde Frieden in ganz Judäa und Galiläa und Samaria und baute sich auf und wandelte in der Furcht des Herrn und wuchs durch den Beistand des Heiligen Geistes» (Apg. 9,31).

Mit diesem Verständnis von Sprüche 2,1–5 erhalten die Verse aus Psalm 31 und 32 und Apostelgeschichte 9 folgende Bedeutung, wobei die Grundaussage der beiden Bibelstellen nicht ändert, sondern die Lesart nur mehr Details nennt, indem die Bibel sich selbst erklärt:

«Wie gross ist deine Güte, welche du denen bewahrst, die deine Worte annehmen und deine Gebote bei sich bewahren, sodass sie der Weisheit ihr Ohr leihen und ihr Herz zur Klugheit neigen, wenn sie um Verstand beten und um Einsicht flehen, wenn sie sie suchen wie Silber und nach ihr forschen wie nach Schätzen, und die du an denen erzeigst, die auf dich hoffen, angesichts der Menschenkinder» (Ps. 31,19). «Der Gottlose hat viele Plagen; wer aber dem HERRN vertraut, den wird die Güte umfangen» (Ps. 32,10). «So hatte nun die Gemeinde Frieden in ganz Judäa und Galiläa und Samaria und baute sich auf und nahm des Herrn Worte an und bewahrte seine Gebote bei sich, so dass sie der Weisheit ihr Ohr liehen und ihr Herz zur Klugheit neigten, um Verstand beteten und um Einsicht flehten, sie suchten sie wie Silber und forschten nach ihr wie nach Schätzen und wuchs durch den Beistand des Heiligen Geistes» (Apg. 9,31).

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