
Gesammelt werden diese vom «Centre for Research on the Epidemiology of Disasters» (CRED) in Belgien, das in seiner Emergency Events Database (EM-DAT) Daten über Naturkatastrophen sammelt. «Zwar zeigen die Grafiken einen deutlichen Anstieg von Naturkatastrophen – allerdings dokumentieren sie nicht die tatsächliche Häufigkeit, sondern lediglich ihre gemeldete Zahl», schreibt WELT-Chefreporter Wissenschaft Axel Bojanowski in einer Analyse1. Der Haken: Früher trafen nur spärlich Berichte über Naturkatastrophen ein, heute gibt es durch Handyfotos und Videos selbst aus entlegensten Gebieten Berichte über Katastrophen2. Das CRED selbst schrieb deshalb bereits in seinem Sachstandsbericht 2007, es wäre irreführend, den Aufwärtstrend bei Wetterkatastrophen im Wesentlichen durch den Klimawandel zu rechtfertigen. Erst seit der Jahrtausendwende seien die Daten verlässlich, so das Institut. Und siehe da: Seither zeigen die Grafiken keinen Anstieg der Häufigkeit von Wetterkatastrophen mehr, sondern vielmehr eine Seitwärtsbewegung. Dass dies nur schwer zu der öffentlichen Wahrnehmung passt, spürt auch das Institut. «Wir bekommen Hassmails, weil unsere Daten nicht zeigen, dass Katastrophen zunehmen», sagte CRED-Forscherin Debarati Guha-Sapir 2020.
Auch in Europa gibt es laut EM-DAT keine Zunahme von Wetterkatastrophen (eher im Gegenteil), seit die berichtete Anzahl der Ereignisse vertrauenswürdig ist. Die Weltbevölkerung hat sich seit Ende des 19. Jahrhunderts vervierfacht – und somit eigentlich auch das Potenzial für Zerstörungen bei Wetterkatastrophen. Trotzdem ist die Wahrscheinlichkeit, an einer Katastrophe zu sterben, drastisch gesunken. Die um Inflation und Wertzuwachs bereinigte Statistik der Versicherungsschäden von Wetterextremen offenbart sogar einen abnehmenden Trend. «Besonders gefährlich», so Bojanowski, «war das Wetter in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts. Allein Mitte der 1870er-Jahre starben mehr als 50 Millionen Menschen im Zusammenhang mit Wetterextremen, rund vier Prozent der damaligen Weltbevölkerung.» Moment mal: Ist das aus Sicht der «Klimaschützer» nicht jene «glorreiche Zeit», als das «Klima» noch in Ordnung war, weil der Mensch nicht solche Unmengen an CO2 in die Atmosphäre schleuderte?
Bojanowski: «Es ist eine der grössten Erfolgsgeschichten der Menschheit: Trotz der seit Beginn des 20. Jahrhunderts vervierfachten Weltbevölkerung und zunehmender globaler Erwärmung ist die Wahrscheinlichkeit, wegen einer Wetterkatastrophe zu sterben, um mehr als 95 Prozent gesunken.» Doch dafür hat kaum einer Gehör. Nochmals Debarati Guha-Sapir: «Niemand möchte gute Nachrichten.» Raphael Berger
1 https://www.welt.de/wissenschaft/plus686cf32fd1592e395c9d43bf/Erdbeben-Tornados-Tsunamis-Die-Maer-von-der-Zunahme-der-Naturkatastrophen.html?icid=search.product.onsitesearch
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2 https://ourworldindata.org/disaster-database-limitations
Der Artikel aus der WELT bezieht sich unter anderem auf diese Daten.
Meldung aus factum 06/2025