Der Journalist und Autor Daniel Williams gibt dem Westen eine Mitschuld an der Verfolgung von Christen in islamischen Ländern. US-Präsident Obama leugne mit schönen Worten die Tatsache, dass Christen als Gruppe verfolgt werden.
Thomas Lachenmaier
21. August 2016

Obamas Leugnung der gezielten Kollektiv-Verfolgung von Christen erstaunt umso mehr, als das US-Aussenministerium die Verbrechen des Islamischen Staates gegen Christen, Jesiden und andere Minderheiten offiziell als Genozid bezeichnet hatte.

Williams, lange Jahre als Nahost-Korrespondent für die «Washington Post» und die «Los Angeles Times» im Nahen Osten unterwegs, war für Human Rights Watch als Menschenrechtsbeobachter in Ägypten tätig. Auf Einladung von Christian Solidarity International (CSI) stellte Williams sein neues Buch vor («Forsaken: The Persecution of Christians in Today’s Middle East»). Williams betont, dass der Westen die Verantwortung dafür trägt, dass Christen nicht geschützt werden. Er fordert eine sichere Zuflucht für die zwei Millionen Christen aus Syrien in der Region.

Daniel Williams erklärte, er habe vor Ort erkannt, dass es sich bei der Christenverfolgung nicht um Kriegsfolgen handelt, sondern um eine Ideologie, die umgesetzt wird. Die Ideologie des Dschihad treibe die Christenverfolgung an. Als Beispiel nannte er die palästinensischen Christen in Gaza, die von der Hamas-Regierung verfolgt werden. Innerhalb von nur acht Jahren habe sich die Zahl der Christen in Gaza halbiert. Die Dschihad-Ideologie basiere auf den Strömungen des Salafismus und Wahabismus. Die Ermordung von Christen sei «eine Botschaft an alle Muslime: ‹Wir können tun und lassen, was wir wollen›».

(Artikel aus factum 6/2016)