Am 1. Januar stufte die EU-Kommission Investitionen in Gas und Kernenergie mit Bedingungen als klimafreundlich ein. Während das bei der Kernenergie Sinn ergibt, ist der Entscheid bei Gas politisch motiviert. Deutschland manövriert sich mit dem Atomausstieg zunehmend ins Abseits.
Raphael Berger
14. Februar 2022

Die Bedingungen bei der Kernkraft sind hart, aber fair. Die Anlagen müssen dem neuesten Stand der Technik und höchsten Sicherheitsstandards entsprechen. Der Staat muss einen konkreten Plan für die Entsorgung radioaktiver Abfälle vorlegen, der den Betrieb einer Entsorgungsanlage ab 2050 umfasst. In erster Linie profitiert Frankreich von diesem Entscheid, bezieht es doch 70 Prozent seines Stroms aus Atomkraftwerken. Positiv ist es aber auch für Finnland, das kürzlich ein neues Atomkraftwerk in Betrieb genommen hat. Anders sieht es in Deutschland und der Schweiz aus. Deutschland zum Beispiel nahm Ende 2021 drei Atomkraftwerke vom Netz, die letzten drei sollen Ende 2022 abgeschaltet werden. Die «Grün-Klassifizierung» von Erdgas ist deshalb als Kompromiss zwischen Frankreich und Deutschland zu verstehen, denn im Vergleich zur Atomkraft stossen Gaskraftwerke rund 40-mal mehr CO2 aus, doch nur halb so viel wie Kohlekraftwerke. Deutschland hat das Ziel, bis 2030 alle Kohlekraftwerke (Anteil am Strommix per September 2021: 31,9 Prozent) durch Gaskraftwerke zu ersetzen, um diese dann bis 2045 durch Wind- und Solarenergie abzulösen. Dieses Ziel ist bei näherer Betrachtung eine Utopie.

Quellen: WELT, Weltwoche, Kalte Sonne

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