Die westliche Abkehr von einem Fundament universal gültiger Werte gefährdet die Freiheit – zuerst und vor allem die von Juden und Christen.
Thomas Lachenmaier
14. November 2015

Kein Land der Erde ist in einer so existentiellen Weise von Christen und Juden und ihrer Bibel geprägt worden wie Amerika. Die um ihres Glaubens willen Verfolgten fanden hier einen sicheren Hafen. Mehr als das: Sie waren es, die Amerika zum «land of the free», zum «land of the brave», zum Land der Freien und Tapferen machten, von dem in der Nationalhymne gesungen wird. Christen und Juden haben Amerika gegründet, sie waren das zivilisierende Gegengewicht zu dem ungestümen Recht des Stärkeren, das in der Tradition Amerikas auch eine grosse Rolle spielt.

Amerika ist von der Vorstellung geprägt, dass es ein schriftliches verbindliches Dokument braucht, welches die Triebe und Affekte, Wünsche und Egoismen – seien sie individuell oder kollektiv – zügelt und dessen Autorität alle anerkennen. Dieses Dokument soll die Grundlage eines guten Lebens für alle sein. Mit der Hilfe dieser öffentlichen Ordnung soll jeder – nach seiner Weise und ohne die anderen zu schädigen – um ein gutes Leben ringen können. Diese Vorstellung führte zur amerikanischen Verfassung. Sie ist damit vom jüdisch-christlichen Fundament inspiriert, von den Weisungen, welche die Bibel bereithält.

Damit verdankt Amerika sein politisches Ordnungssystem Menschen, deren Denken an einem durch und durch jüdischen Buch geschult war, dem bedeutendsten Buch, welches es jemals gab und je geben wird: der Bibel. Ein öffentliches Gebet im Kongress war die erste Amtshandlung von George Washington, dem ersten US-Präsidenten.

Ein moralisches Rückgrat ist eine Sache der persönlichen Lebensführung. In einer guten politischen Ordnung wird es aber gestärkt. Und das gereicht einer Nation zum Segen. Heute will die politische Elite von diesem Fundament nichts mehr wissen. Die führenden Personen in der akademischen Welt, der Wirtschaft oder in den Medien fühlen sich nicht mehr den Werten verpflichtet, die Amerika grossgemacht haben. Der Oberste Gerichtshof trifft Entscheidungen, die der biblischen Weisung entgegenstehen (wie jüngst die Entscheidung, allen Bundesstaaten die Legalisierung der gleichgeschlechtlichen Ehe vorzuschreiben). Immer offener steht die Regierung unter Präsident Barack Obama dem Biblischen entgegen. Sie hat den Kompass guten Handelns aus der Hand gegeben.

(Artikelauszug aus factum 08/2015)