Wenn ab dem 21. November 2022 in Katar die Fussball-WM ausgetragen wird, fehlt eine Mannschaft: das «vergessene Team» der im Vorfeld ums Leben gekommenen Arbeiter.
Raphael Berger
22. August 2022

Und das sind nicht wenige: Der in New York lebende Journalist und Autor Ben Cohen schreibt auf MENA-Watch von über 6000 Menschen, die beim Bau von Hotels und Stadien gestorben sind. Ihnen hat der Fotograf Mohamed Badarne die Ausstellung «Forgotten Team» gewidmet. Über lange Zeiträume begleitete er Arbeiter, die ohne Rechte und oft unter katastrophalen Bedingungen auf den Baustellen arbeiteten. Denn während für die Fussballer die WM lobenswerterweise in den katarischen Winter verschoben wurde, schufteten die Arbeiter auch im Sommer.

Viele der Handwerker, grösstenteils aus Bangladesch, Indien, Nepal, Pakistan und Sri Lanka, mussten eine Gebühr entrichten, um überhaupt erst arbeiten zu dürfen. So schufteten sie de facto mehr als ein Jahr gratis, ohne ihre Familien zu Hause unterstützen zu können. Oft werden solchen Arbeitern die Pässe abgenommen, die sie in der Regel nicht wiedererhalten. So werden sie zu «Sklaven auf Lebenszeit».

Katar ist ein autoritäres Regime ohne Presse- und Meinungsfreiheit. Die Rechte von Frauen sind stark eingeschränkt. Christen dürfen ihren Glauben nicht vor einem Muslim äussern. Konvertiten werden diskriminiert, schikaniert und von der Polizei überwacht. Auch den Besuchern des WM-Turniers drohen Sanktionen, sofern sie sich als homosexuell outen oder «unangemessene Kleidung» tragen. Man darf also gespannt sein, wie viele Spieler die mittlerweile oft zu sehende regenbogenfarbene Captain-Binde tragen, um damit «ein Zeichen» zu setzen.

Katar ist übrigens auch jenes Land, dass Wirtschaftsminister Robert Habeck in einer Bücklingshaltung besuchte, um nach Gas zu betteln, welches bei uns das seit Februar 2022 verschmähte «Putin-Gas» ersetzen soll, woraus nun aber nichts wird. Soviel zu den hochgelobten «westlichen Werten».

Meldung aus factum 05/2022