Das globale Geschehen der vergangenen Jahre ist eine Attacke auf das Menschsein. Aber es wird auch zur Einladung, sich zum ersten Mal, oder mit neuer Hingabe, für Gott zu öffnen.
Thomas Lachenmaier
22. August 2022

Wenn die Zeiten schwer werden, wenn man meint, nicht mehr frei atmen zu können, dann soll man singen. Gut, dass Christen einen so reichen Fundus an Liedgut haben, welches den Blick aus dem Dunkel weitet, Aufatmen lässt, welches sich aus Gottes Wort speist. So lasst uns singen:

Die Nacht ist vorgedrungen / der Tag ist nicht mehr fern! / So sei nun Lob gesungen / dem hellen Morgenstern! / Auch wer zur Nacht geweinet, / der stimme froh mit ein. / Der Morgenstern bescheinet / auch deine Angst und Pein.

Der Morgenstern? «Ich bin der helle Morgenstern», sagt Jesus in den abschliessenden Worten der Heiligen Schrift (Off. 22,16).

Auch wer mit leichtem, frohem Gemüte im Leben unterwegs war, spürt den Mantel der Düsternis dieser Zeit. Wessen seelische Verfassung haben die Ereignisse nicht in der einen oder anderen Weise beschwert? Auch für Gläubige ist das eine Herausforderung. Wie muss es erst für Menschen sein, die nicht wissen, dass Gottes Hand am Ende allem Bösen wehren wird; die ihr Leben für den Zufall einer blinden Entwicklung halten, die also Trost nur da suchen können, wo ihn die Welt gibt? Ein gutes Essen, eine bessere Gesundheit, die Freude schöner Dinge. Das Haltbarkeitsdatum all dessen ist schon fast abgelaufen. Ehe man sich versieht: alles weg! «Ein Hauch, der dahinfährt und nicht wiederkommt», wie es in der Schrift heisst. Lohnt es sich, darauf zu setzen?

Wem es jetzt schwer ist, der sei eingeladen, herzlich, auch mit diesem Text, auf das Licht zu schauen, das gerade da leuchtet, wo es finster wird. Jesus, der Einladende selber, ist das Licht. Es gibt Trost, weil die Bibel das Buch dessen ist, der Herr der Geschichte ist. Die Bibel ist Gottes Wort. Deshalb gibt es Hoffnung. Das biblische «Dennoch!» gibt das Wissen um die sichere Hoffnung: Auch gegen allen Anschein wird das Böse nicht obsiegen. Das Licht ist stärker. Die ganze Bibel ist ein Wechselsprech aus Ankündigung (es wird geschehen) und der Erfüllung des Vorhergesagten (es ist geschehen). So bewahrheitet sich die Wahrheit der Rettungseinladung noch im Schlimmen dieser Zeit. Denn die Schrift wusste auch um dieses Kommende.

Jesus kündigt in den Endzeitreden Ereignisse von globaler Dimension an, Wehen, die einer Geburt vorausgehen. «Siehe, was ich früher verkündigt habe, ist gekommen. So verkündige ich auch Neues; ehe denn es sprosst, lasse ich’s euch hören» (Jes. 42,9). Wem es bange wird, der wisse: «Umso fester haben wir das prophetische Wort, und ihr tut gut daran, dass ihr darauf achtet als auf ein Licht, das da scheint an einem dunklen Ort, bis der Tag anbricht und der Morgenstern aufgeht in euren Herzen» (2. Petr. 1,19). Wem es jetzt schwer ist, der suche nach dem Licht da, wo es zu finden ist. Der schaue auf den Kommenden.

Das ist das Geheimnis um diesen Morgenstern. Hell macht er, wenn er aufgeht in meinem und in deinem Herzen. Die Einladung ist ein Gebet: «Du, Gott der Bibel, der du Vater der Barmherzigkeit genannt wirst, wenn Jesus dein Sohn ist, gekommen, um das Finstere zu überwinden, wenn er gekreuzigt wurde und auferstanden ist, weil es in der Welt nicht stimmt und vielleicht auch nicht mit mir, dann offenbare mir das in meinem Herzen. Ich will dein Wort lesen. Jesus, zeige dich mir, bitte.»

Der Heiland der Welt kommt auf Einladung. Er zwingt nicht. Er gibt dem, der sucht; tut dem auf, der anklopft (Jer. 29,13 f.; Matth. 3,3; Luk. 11,9). Die ganze Bibel bezeugt, dass Gott solch ein Gebet erhört. Oft und oft waren es Last und Krankheit, oder nationale Notzeiten, in denen Gott zu Menschen gesprochen hat. Wie oft schon hat die Erkenntnis der eigenen Ohnmacht erst den Blick frei gemacht, ein Herz geöffnet für den Kommenden. Wo weltliche Zuversicht versiegt, öffnet sich der Quellgrund wahrer Hoffnung.

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