Nach seinem grossen Sieg am Berg Karmel erlebte der Prophet Elia seine dunkelsten Stunden. An Gottes Seelsorge mit ihm können wir viel für unser eigenes Glaubensleben lernen.
Maurizio Venezani
3. November 2024

Wussten Sie, dass die meisten Bergunfälle beim Abstieg und nicht beim Aufstieg geschehen? Bergauf ist man konzentrierter und zielbewusster unterwegs, man erreicht den Gipfel – den Höhepunkt – und ist dann müder, weniger konzentriert und unterschätzt die Schwierigkeiten.

Auch in unserem geistlichen Leben können auf Höhepunkte harte Landungen folgen. Nach Siegen und Erfolgen sind wir verwundbarer, die Gefahr von Anfechtungen ist grösser. In diesem Text wollen wir uns mit einem Tief im Leben des Propheten Elia beschäftigen (aus 1. Kön. 19,1–17), einem der grössten Propheten des Alten Testaments. Von ihm lesen wir aber auch, dass er ein ganz normaler Mensch war. Jakobus 5,17: «Elia war ein Mensch wie wir ...» Ein Mensch, der den gleichen Anfechtungen und Problemen ausgesetzt war wie Sie und ich.

Die heidnische Königin Isebel verführte ihren Mann Ahab und das Volk Israel zum Götzendienst, zerstörte die Altäre des Herrn und rottete seine Propheten aus. Zur Strafe liess es Gott auf das Wort Elias drei Jahre lang nicht mehr regnen. Eine fürchterliche Hungersnot war die Folge.

Danach wird Elia von Gott zu König Ahab gesandt, um die Propheten von Baal und Aschera auf dem Berg Karmel herauszufordern: Jeder soll einen Altar errichten, ein Opfertier darauf legen und seinen Gott bitten, Feuer vom Himmel zu schicken. Der Gott, der antworten würde, sollte der Gott Israels sein.

Die Propheten Baals warten vergeblich auf eine Antwort. Ganz anders Elia: Gott antwortet klar auf das Gebet seines Dieners. Er schickt Feuer vom Himmel, das nicht nur das Opfertier, sondern auch Holz, Steine und Erde verbrennt. Elia tötet daraufhin die 950 Propheten Baals und der Aschera. Jetzt schenkt Gott wieder Regen.

Der grosse Absturz

Nachdem Elia die Macht Gottes auf gewaltige Weise erlebt hat, lässt er sich von den Drohungen der Königin Isebel einschüchtern. «Die Götter sollen mir dies und das tun, wenn ich morgen um diese Zeit mit deinem Leben nicht also verfahre wie du mit den Leben der Propheten Baals», droht sie. Elia rennt jetzt um sein Leben, knapp 200 Kilometer vom Berg Karmel nach Beerscheba in der Wüste Negev. Er ist entmutigt, verbittert, frustriert und in Selbstmitleid gefangen («Ich bin nicht besser als meine Väter»). Elia will nur noch sterben und bittet Gott auch darum. Seine Energie, die Motivation und die Freude sind weg.

Elia war wahrscheinlich auch körperlich und psychisch erschöpft. Er hatte schwierige Jahre hinter sich – er war verhasst, wurde gejagt und musste sich verstecken. Der psychische Druck muss enorm gewesen sein. Hatte er vor der Demonstration auf dem Berg Karmel schlafen können? Wie hatte sich der Gedanke angefühlt, scheinbar allein den 950 Priestern von Baal und Aschera, dem Volk und dem König gegenüberzustehen?

Kennen wir nicht ähnliche Situationen? Wir erleben Widerstand, Kritik, Druck bei der Arbeit, einen schwierigen Chef, Unsicherheiten oder Ungerechtigkeiten. Wie reagieren wir darauf? Konzentrieren wir uns nur auf unsere Umstände? Vergessen wir Gott und sein Wort und suchen nach eigenen Lösungen? Fliehen wir in die Einsamkeit? Wenn wir entmutigt sind, liegt es oft nahe, allein sein zu wollen. Und doch ist das oft das Schlimmste, was wir tun können. Auch Elia schien in dieser Zeit ein Einzelkämpfer zu sein. Er hatte keine Gemeinschaft mit Gleichgesinnten, keinen Kontakt zu anderen Menschen, die Gott nachfolgen wollten.

Elias Blick ist nun auf die unmittelbare Gefahr gerichtet, sein Gedächtnis wie blockiert. Er sieht nur noch das Sichtbare (Isebels Macht) und vergisst die unsichtbare, entscheidende Komponente: Gottes Macht. Wo ist sein Vertrauen in Gott, der ihn über drei Jahre lang beschützt und versorgt hat und der seine Macht erst kürzlich auf dem Berg Karmel eindrucksvoll unter Beweis stellte?

Der Weg aus der Tiefe

Es ist schön, dass Gott uns hier ein wunderbares Beispiel gibt, wie er mit seinen bedrängten Kindern umgeht.

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