Wie wahrscheinlich ist es, dass ohne eine planende, gestaltende, schöpferische Instanz in der Natur ausgeklügelte, faszinierend effektive Mechanismen oder Organe entstehen? Und dies nur dadurch, dass infolge genetischer Übertragungsfehler Gene mutierten, dabei aber etwas wunderbar Funktionierendes entstand?
Thomas Lachenmaier
19. April 2022

Eine einzelne solch glückliche Mutation würde aber nicht genügen. Im Verlauf extrem langer Zeiträume müsste sich eine unabsehbar hohe Zahl an Gendefekten mit positiver Wirkung ereignen. Noch dazu müssten diese positiven Effekte durch Defekte aber jeweils genau an dem vorherigen anknüpfen, sodass darauf aufbauend am Ende etwas Wunderbares entsteht. Die Unwahrscheinlichkeit eines solchen Geschehens ist das Grunddilemma der Evolutionstheorie. Es ist einfach aberwitzig unwahrscheinlich, dass auf diesem Wege Organe, biologische Mechanismen, Lebewesen, ja Leben überhaupt entsteht. Nun gibt es in der Natur aber sehr häufig das Phänomen, dass bei gänzlich verschiedenen Tierarten, die der gängigen Theorie zufolge keine gemeinsame Entwicklungslinie haben, dieselben oder ähnliche Organe oder Mechanismen vorhanden sind. Sie müssen also unabhängig voneinander, mehrfach, in gleicher Weise entstanden sein. Das potenziert die Unwahrscheinlichkeit der Entstehung hochkomplexer biologischer Systeme durch Zufall und Mutationen.

Jetzt haben Wissenschaftler aus der Schweiz und Deutschland ein weiteres Beispiel dafür gefunden, dass in weit voneinander entfernten Tiergruppen ähnliche oder gleiche organische Mechanismen bestehen. In diesem Fall geht es um eine Art Saugpumpe, mit der Lebewesen Flüssigkeiten aufnehmen können. Viele Gliederfüsser, Krebs- und Spinnentiere sind dazu in der Lage. Jetzt stellten die Forscher fest, dass auch Colobognatha-Tausendfüssler über eine solche Saugpumpe verfügen. Sie gehen nun davon aus, müssen davon ausgehen, dass diese «funktionellen Werkzeuge» in verschiedenen Organismengruppen «mehrmals unabhängig voneinander entstanden sind». Damit wird die Unwahrscheinlichkeit der Entstehung durch Zufall und Mutation ein weiteres Mal potenziert.

In einer Presseerklärung der Wissenschaftler heisst es, dass sich diese Saugpumpe «somit unabhängig voneinander mehrfach entwickelt hat». Dabei seien «verblüffend ähnliche biomechanische Lösungen zur Aufnahme von flüssiger Nahrung entstanden». Die Studie wurde im Fachjournal «Science Advances» publiziert. Gibt es auch eine plausiblere Erklärung für die Entstehung von so staunenswert komplexen biologischen Mechanismen, noch dazu in verschiedenen Organismengruppen? Ja: Sie sind planvoll schöpferisch gestaltet, von einer unsere Vorstellung überragendenden Intelligenz.

Kommentar aus factum 03/2022