Der EU-finanzierte Ausbau der Wasserkraft hat negative Auswirkungen auf die Umwelt. Das zeigt eine Studie des «Leibniz-Institut für Gewässerökologie und Binnenfischerei» (IGB) am Beispiel Rumäniens. Die Hälfte der Wasserkraftwerke liegen dort in Naturschutzgebieten. Sie richten beträchtlichen ökologischen Schaden an.
factum-Redaktion
10. September 2021

Durch die Umsetzung der «Erneuerbare-Energien-Richtlinie» der EU wurden bislang mindestens 545 Wasserkraftwerke errichtet, weitere Anlagen sind im Bau. 49 Prozent der Anlagen befinden sich in EU-Flora-Fauna-Habitat-Gebieten oder anderen Schutzgebieten. Auch die Kraftwerke, die nicht in Naturschutzgebieten liegen, betreffen Gewässer, deren ökologischer Zustand vor der Installierung als «gut» oder «sehr gut» bewertet wurde. Rumänien hat noch viele natürliche und naturnahe Gewässer. Flussauf- wie flussabwärts ist die Wirkung zerstörerisch. In 62 Prozent der untersuchten Gewässerabschnitten fehlen eine oder mehrere Fischarten, «eine erschreckende Bilanz», so Dr. Gabriela Costea.

Besonders verheerend werden die Auswirkungen auf einen der letzten unverbauten Flüsse der Südkarpaten im Nationalpark «Schlucht des Jiu-Flusses» sein. Die Forscher betonen, dass Umweltverträglichkeitsprüfungen oft die grossräumigen und langfristigen Auswirkungen aus-
blenden. Vielmals werden solche Gutachten nicht einmal erstellt. Dr. Martin Pusch, einer der Autoren der Studien, betont, dass dieses Problem nicht nur Südosteuropa betrifft. Wasserkraft gilt gemeinhin als umweltfreundlich. Aber sie ist nicht ohne gravierende ökologisch negative Folgen zu haben. In der Schweiz sind zum Beispiel nur noch 5 Prozent der Alpengewässer naturnah. Die Bachbette liegen zeitweise trocken, weil das Wasser über Roste abgefangen und wieder hoch zu den Stauwehren gepumpt wird. Viele Tier- und Pflanzenarten sind deshalb schon lange verschwunden.  Auch die Überflutung grosser Flächen durch die Stauwehre vernichtet hochsensible Biotope, wie artenreiche Bergwälder und Hochmoore mit ihrer reichen Flora und Fauna.

Meldung aus factum 05/2021