Israel tut sich schwer mit seinem Messias – «bis die volle Zahl der Heiden hinzugekommen ist» (Röm. 11,25). Sacharja und Paulus bezeugen, wie diese Zeit ihr gutes Ende findet.
Wolfgang Schuler
3. Dezember 2019

Es war bei einem Hebräischkurs in Haifa, der auch dieses Jahr wie jeden Sommer im Rutenberg-Institut hoch oben auf dem Berg Karmel veranstaltete wurde, in malerischer Umgebung inmitten eines Pinienhains unmittelbar oberhalb der berühmten Bahai-Gärten – mit einem atemberaubenden Blick über die Bucht von Haifa unter strahlend blauem Himmel. Der Kurs wird hauptsächlich von Hebräisch-Liebhabern und Hebräisch-Lernenden aus der Schweiz, Österreich und Deutschland besucht und wird von Silvi Behm, der Leiterin der deutschen Abteilung des Rutenberg-Instituts, organisiert.

Zu Beginn der zweiten Woche fragte uns die Lehrerin, was wir dieses Wochenende unternommen hätten. Sie fragte dies, um uns Gelegenheit zu geben, unser frisch gelerntes Hebräisch zu üben. Als die Reihe an mir war, erzählte ich kurz, dass ich an diesem Schabbat eine kleine Gemeinde in der Deutschen Kolonie besucht hatte.

Zur Erklärung: Die Deutsche Kolonie in Haifa (dort nur die «German Colony» oder «HaMoshava HaGermanit» genannt) wurde 1868 von der aus Baden-Württemberg stammenden deutschen Templer-Gesellschaft gegründet in dem damals nur spärlich besiedelten Haifa. Diese fromme christliche Gemeinde wollte sich im Heiligen Land auf das baldige Kommen des Messias vorbereiten.

Die von ihnen selbst gebauten, adretten kleinen Häuser mit typischem rotem Giebeldach, damals die modernsten ihrer Art, die sie entlang einer eigens von ihnen selbst angelegten Strasse errichteten, stehen heute unter Denkmalschutz und beherbergen jetzt kleine Geschäfte und Boutiquen, beliebte Strassencafés und Restaurants, ein Heimatmuseum, ein Hotel und einige öffentliche Einrichtungen. Diese Siedlung hat sich in Haifa zur beliebtesten Flaniermeile und zu einem der attraktivsten Ausgehziele entwickelt. Das Besondere an diesen einheitlich gebauten Templer-Häusern: Über jeder Eingangstür steht jeweils ein Bibelspruch in deutscher Sprache, oft auch mit Angabe der Schriftstelle.

So erzählte ich also im Hebräisch-Unterricht, dass ich am letzten Wochenende in dieser Deutschen Kolonie eine kleine Gemeinde besucht hatte, die sich in einem dieser schönen Templer-Häuser trifft, und dass auch dort über dem Eingang ein Bibelspruch steht, hier aber nicht auf Deutsch, sondern in hebräischer Sprache, nämlich die Stelle Jesaja 53, Vers 5. Da fragte mich unsere Lehrerin: «Und was steht da?»

Daraufhin las ich den Text aus meiner hebräischen Bibel vor, so wie er über der Eingangstür zu dieser Gemeinde steht: «Doch er wurde um unserer Übertretungen willen durchbohrt, wegen unserer Missetaten wurde er zerschlagen; die Strafe lag auf ihm, damit wir Frieden hätten, und durch seine Wunden sind wir geheilt worden.» Im Hebräischen sind das nur 13 Wörter, im Deutschen hingegen 31.

Die Lehrerin wirkte etwas verwirrt und fragte zurück: «Was steht da?» Also las ich erneut ganz langsam und deutlich den Text vor: «Doch er wurde um unserer Übertretungen willen durchbohrt, wegen unserer Missetaten zerschlagen; die Strafe lag auf ihm, damit wir Frieden hätten, und durch seine Wunden sind wir geheilt worden.» Jetzt wirkte die Lehrerin etwas verlegen und fragte weiter: «Und von wem handelt diese Schriftstelle? Wer soll das sein?» Ich antwortete kurz: «Der Messias.»

Lesen Sie den ganzen Artikel in factum 09/2019.