Biblische Prophetien verheissen die Wiedergeburt Israels und auch, dass dem geistlichen Segen die Wiederherstellung des Landes vorausgeht. Die Organisation «HaYovel» hilft hier ganz praktisch und bringt jedes Jahr Hunderte christliche Volontäre nach Israel, die Jesaja 61,5 erfüllen: «Ausländer werden euch dienen: Sie weiden eure Herden, bebauen die Äcker und bearbeiten eure Weinberge.» factum sprach mit Zac Waller, dem Vorsitzenden dieser Organisation.
Ryan Jones, Israel Heute
17. Juli 2020

factum: Wie viele Christen machen bei «HaYovel» mit?
Zac Waller: Bislang haben sich mehr als 3000 christliche Volontäre beteiligt. Derzeit haben wir ungefähr 400 Freiwillige pro Jahr.

Welche Arbeiten werden verrichtet?
Unsere Volontäre pflanzen, beschneiden oder ernten Wein in den Bergen von Samaria. Des Weiteren arbeiten wir an der Aufarbeitung von Land und der Pflanzung von Bäumen in naher Zukunft.

Welche Herausforderungen gibt es für Israels Landwirte, und wie hilft «Ha-Yovel»?
Weintrauben büssen 15–20 Prozent ihrer Qualität ein, wenn man sie maschinell pflückt. Um hochqualitativen Wein zu produzieren, muss von Hand gelesen werden. Viele Faktoren bestimmen den besten Zeitpunkt für die Weinlese. PH-Werte, Zuckeranteil und anderes entwickeln sich jedes Jahr unterschiedlich. Die richtige Zeit kann erst wenige Tage vorher bestimmt werden. Dann rufen uns Weinbauern aus ganz Judäa und Samaria an und bitten um Hilfe. Leider müssen wir die meisten enttäuschen, da nur wenige Volontäre bereitstehen. Diese Weinbauern müssen entweder maschinell ernten oder arabische Arbeiter einstellen. Aber die sabotieren oft Weinberge und Anlagen.

Wie reagieren jüdische Landwirte auf euch?
Die ersten Landwirte in Samaria haben viel investiert und eine Menge aufgegeben, um das Kernland Israels zu bewirtschaften. Wenn wir mit Bussen voller Volontäre kommen, um ihnen zu dienen, reagieren sie erstaunt. Die Nationen, besonders die Christen, haben in der Vergangenheit nichts getan, um das jüdische Volk in ihrer Gott gegebenen Rolle zu bestärken. Wir fühlen uns sehr geehrt, dies zu ändern. Die häufigsten Reaktionen unserer jüdischen Freunde sind: «Ihr müsst Engel sein, die Gott geschickt hat, um uns zu helfen!» und: «Wenn wir euch sehen, die ihr um die halbe Welt fliegt, um uns zu helfen, dann erinnert uns das daran, dass das, was wir tun und sehen, ein Wunder Gottes ist!» Verständlicherweise gibt es auch Reaktionen wie: «Wollt ihr uns unter dem Vorwand von Liebe einlullen, um zu missionieren?» Doch nach 15 Jahren hören wir diese Sorge nur noch äusserst selten.

Ist den Israelis denn die prophetische Natur eurer Arbeit bewusst oder freuen sie sich einfach nur über billige Arbeitskraft?
Als wir anfingen, hatten wir keine Ahnung, an wie vielen Stellen die Schrift davon spricht, dass die Nationen an der endzeitlichen, erlösenden Wiederherstellung Israels teilhaben. Unsere jüdischen Freunde wiesen uns darauf hin. Der bekannte Rabbi Eliezer Melamed aus Har Bracha ist unser grösster Unterstützer in den jüdischen Gemeinden. Er hat etliche Artikel darüber geschrieben, dass er uns als Erfüllung von Prophetie sieht. Er schreibt: «Manchmal sehe ich diese verehrten Gäste auf unseren Strassen und ich empfinde eine grosse Liebe, ich bin sehr berührt, habe Mühe, die Tränen zurückzuhalten. Wie schön sind diese Menschen, die sich begeistert engagieren, die den Ozean überqueren, um ihre Verbindung mit uns zum Ausdruck zu bringen. Wie sie vor Freude leuchten, dass es ihnen vergönnt ist, die wunderbare Rückkehr nach Zion zu sehen, auf heiligem Boden zu wandeln und dazu beizutragen, dass die Wüste wieder blüht.»

Ist Landwirtschaft im modernen Israel, wo man sich sehr auf Hightech konzentriert, überhaupt noch relevant?
Also bisher ist es Israel noch nicht gelungen, etwas zu erfinden, was das Essen ersetzt. Landwirtschaftliche Produkte, die das Land ernähren, sind umso wichtiger, wenn die Nachbarn nicht sehr freundlich sind. Das Bedeutendste bleibt jedoch die Realität der Wiederherstellung Israels. 2000 Jahre lang lag das Land brach, und jetzt ist es geradezu auferstanden. Die Regenzyklen haben dazu beigetragen, dass es auf den Bergen wieder spriesst (Hesekiel 36). Vor 30 Jahren gab es nicht einen Weinberg auf den Bergen Samarias. Unser Ernteteam hat dieses Jahr über 350 Tonnen Weintrauben eingebracht. Und nicht nur das. Weinbauern dieser Gegend, die keinerlei Erfahrung auf dem Gebiet des Weinanbaus hatten, heimsen bereits nach fünf Jahren jede Menge Auszeichnungen ein. Jeder, der etwas von Weinbau versteht, weiss, dass dies ein Wunder ist.

factum: Herzlichen Dank für das Gespräch!

Interview aus factum 04/2020.