
«Ich glaub’s nicht, das darf doch nicht wahr sein!» Dieser Stossseufzer ist bei manchem die erste Reaktion auf die Ungeheuerlichkeit aktueller Nachrichten. Natürlich, das gab es auch schon früher, dass man ob einer aktuellen Nachricht perplex ist und das Gehörte erst mal am liebsten gar nicht glauben will – obwohl klar ist, dass es stimmt. Aber was sagt das über eine Zeit aus, in der einem dieses «Ich glaub’s nicht!» bald jede Woche, oder öfter, über die Lippen kommt?
Zu den Zumutungen, die den Rahmen dessen sprengen, was man in einer entwickelten rechtsstaatlichen Zivilisation erwarten sollte, gehören auch die folgenden wenigen (von sehr viel mehr möglichen) Beispiele von Irrlichtern aus dem Gruselkabinett des Zeitgeistes.
«Der Gazastreifen war das grösste Freiluft-Gefängnis der Welt und ist jetzt der grösste Friedhof der Welt.» Josep Borrell, EU-Aussenbeauftragter
Fassungslos lässt diese Aussage den zurück, der noch über einen halbwegs klaren Kompass verfügt und ein Mindestmass an Kenntnis über die Geschichte und das Geschehen hat. Ein Freiluft-Gefängnis? Niemand hätte die Hamas-Regierung gehindert, Gaza mit den Milliarden in ein prosperierendes Feriendomizil zu verwandeln.
Würde ein Neonazi Borrells Aussagen treffen, ein islamischer Terrorist, ein völlig Ahnungsloser: Es wäre schlimm genug. Aber der Top-Diplomat der Europäischen Union als Ignorant von allem, was wahr ist, als Leugner historischen Geschehens, als Hassredner? Das Nächste, was man kaum glauben mag, folgt auf dem Fusse:
Die Hetzrede von Borrell zog keine nennenswerte öffentliche Empörung oder politische Reaktionen nach sich.
Sollte man von verantwortlichen Politikern und Medien, denen Wahrhaftigkeit und demokratisch-rechtstaatliche Gesinnung am Herzen liegen, nicht erwarten, dass sie politische Konsequenzen fordern, die Absetzung Borrells, dass sie ihre Abscheu über solche Tiraden ausdrücken? Lügenhafte Mythen über Israel und Antizionismus haben den Marsch durch die Institutionen abgeschlossen. Da sie, jeden Tag sichtbarer, zu politischer Aktion werden, muss man diese Hoffnung fahren lassen.
Die Philosophin Judith Butler, die mit dem seltsamen Gedanken, der Mensch habe kein biologisches Geschlecht, vielmehr sei sein Körper nur «Träger von kulturellen Zeichen», jeder wissenschaftlichen Erkenntnis Hohn spottet, sagte zu den Ereignissen in Israel:
«Der Aufstand vom 7. Oktober war ein Akt des bewaffneten Widerstands. Es ist kein terroristischer Angriff, und es ist keine antisemitische Attacke.» Judith Butler, Ikone des Genderismus
Vier entsetzliche Hass-Lügen in zwei Sätzen, gewürdigt mit spontanem Applaus. Judith Butler ist nicht irgendwer. Sie ist die Nationalheilige und zugleich die Erfinderin der Genderideologie. Ihrer Fahne folgen fast alle westlichen Regierungen. Tausende Lehrstühle weltweit, Hunderte allein in Deutschland, lehren ihre kruden Theorien. Es gibt keinen Philosophen der Gegenwart, der mit seinen Ideen stärkeren Einfluss auf Medien, Bildungswesen und auf die praktische Politik hat. Butlers Thesen beeinflussen das Leben von Millionen Menschen. Ihre Thesen, die jeder Vernunft und dem gesunden Menschenverstand spotten, sind zum Glaubensbekenntnis der Medien, der politischen Eliten geworden. Sie handeln danach. Ihre Thesen werden buchstäblich Gesetz, in vielen Ländern.
Das Motto der Veranstaltung, auf der sie sprach, lautete: «Gegen Antisemitismus, seine Instrumentalisierung und für den revolutionären Frieden in Palästina». Kann man sich eine drastischere Illustrierung des Jesajawortes vorstellen, der von Menschen sprach, die «Böses gut und Gutes böse nennen, die aus Finsternis Licht und aus Licht Finsternis machen» (Jes. 5,20), als solche Verdrehungen, noch dazu auf einer Veranstaltung, die sich vorgeblich dem Antisemitismus widmet?
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