Es gibt ein Buch, das «den Job des Elternseins wesentlich einfacher macht», sagt der Autor Johnnie Moore. Zudem fördert es massiv das Sprachvermögen von Kindern.
Thomas Lachenmaier
22. Juli 2021

Auch ist dieses Buch eine Hilfe bei der Charakterbildung; es ermutigt, es hilft, richtig von falsch zu unterscheiden, es lehrt Dankbarkeit, Freundlichkeit und Grosszügigkeit, Respekt und Beharrlichkeit. Es ist eine grosse Hilfe, wenn es notwendig ist, Schwierigkeiten – oder auch nur den «inneren Schweinehund» – zu überwinden.

Moore spricht von dem Buch der Bücher, der Bibel. Die Geschichte von dem schmächtigen Hirtenjungen David etwa, der sich dem hochgerüsteten riesigen Goliath entgegenstellt, kann ein Kind motivieren, seine Selbstzweifel zu überwinden und sich einer Aufgabe zu stellen. Diese Geschichte zu hören oder zu lesen, ermutigt. Die biblischen Geschichten helfen dabei, negative Emotionen hinter sich zu lassen, sich nicht von ihnen dominieren zu lassen. Es ist gut und richtig, Verantwortung zu übernehmen – das lernt, wer die biblischen Geschichten hört.

Die Geschichte vom barmherzigen Samariter ist ein Lehrstück in Charakterbildung, lehrt dabei aber auch ein weises Vorgehen und etwas über den Unterschied von «gut gemeint» und «gut gemacht». Was Freundschaft bedeutet, dass Vergebung wichtig ist und auch, was unwichtig ist: Beim Hören und Lesen biblischer Texte erschliesst sich dies auch einem Kind. Es zeigt dem jungen Menschen seinen eigenen Wert, dass er geliebt ist, dass es auf ihn ankommt, dass er Dinge so oder anders tun kann. Aber es zeigt dem Kind auch, dass sich nicht die ganze Welt um es dreht, sondern, dass es berufen ist, verantwortlich zu handeln, für sich und andere.

Kleinkinder, denen man jeden Abend eine biblische Geschichte vorliest, sogar wenn sie noch gar nicht richtig sprechen können, geschweige denn, das Gelesene verstehen, ziehen daraus grossen Gewinn. Durch das Hören gerade dieser Texte (in diesem Fall ist die Lutherübersetzung zu empfehlen) bekommen sie ein Gefühl für Sprache, für Struktur und Rhythmus der Sprache, für ihre Melodik, ihre Schönheit. Sie erfahren ganz sinnlich den Wert guter Sprache und die Liebe der Eltern – und nebenbei lernen sie Grammatik. Wenn die Kinder die Geschichten auch inhaltlich erfassen können, kann man zu einer Kinderbibel wechseln.

Wolf Schneider, der grosse Sprachlehrer für Journalisten, hat Zeit seines Lebens seinen Schülern dargelegt, dass die Sprache der Bibel vollkommen unvergleichlich und vorbildlich ist. Ob gläubig oder nicht, er hat ihnen ans Herz gelegt, sie zu lesen, um ihre Sprache zu schulen.

Das abendliche Ritual, auch den Allerkleinsten aus der Bibel vorzulesen, wird schnell ein liebgewonnener, harmonischer Abschluss des Tages. Es ist ein zur Ruhe kommen, ein Vorbereiten für den Schlaf. Kinder erleben im abendlichen Zuhören die Wertschätzung und Liebe ihrer Eltern, die nicht einfach versuchen, sie ins Bett zu bringen. Es gibt noch viele andere Gründe für das Lesen der Bibel. Aber das sind mal ein paar davon. Und sie sind wichtig für alle Eltern.

Meldung aus factum 04/2021