In Russland wurden mehr als 20 Fälle bekannt, in denen Christen nach dem neuen Religionsgesetz angeklagt oder verhaftet wurden.
factum-Redaktion
19. November 2016

Mit dem Zerfall der Sowjetunion hatte sich unter Gorbatschow die Situation für die Christen in Russland deutlich verbessert. Sie konnten ihren Glauben frei leben. Das ändert sich jetzt. Das von Wladimir Putin unterzeichnete Gesetz verbietet alle religiösen Aktivitäten ausserhalb registrierter Kirchengebäude. Von dem Gesetz sind nach Aussagen von Open Doors vor allem Hausgemeinden und Missionare betroffen.

Einer von ihnen ist der US-Amerikaner Don Ossewaarde. Er ist vor 14 Jahren mit seiner Frau Ruth nach Oryol gezogen, eine Stadt rund 350 Kilometer südlich von Moskau. Am 14. August kamen drei Polizisten in den Gottesdienst. Sie nahmen ihn mit auf die Polizeiwache und beschuldigten ihn, in seinem Haus religiöse Versammlungen abgehalten zu haben, zu denen er an den Anschlagtafeln der umliegenden Wohnblocks eingeladen hatte. Nur zwei Stunden später wurde er vom Gericht zu einer Geldstrafe von 40 000 Rubel (ca. 570 Euro) verurteilt.

Der Widerspruch gegen das Urteil wurde abgelehnt. Ossewaardes Pflichtverteidiger hat dem Ehepaar empfohlen, das Land aus Sicherheitsgründen zu verlassen, berichtet Open Doors. Pastor Ossewaarde will aber bleiben und bis vor dem Obersten Gerichtshof für sein Recht kämpfen. Er ist sich sicher, dass sein Fall eine entscheidende Rolle hinsichtlich der Entwicklung der Religionsfreiheit in Russland spielen wird – sowohl für ausländische Missionare als auch für die russischen Christen selbst.

(Artikel aus factum 08/2016)