Der Sauerklee ist ein unscheinbares Pflänzchen im Frühlingswald – scheinbar. Doch ein Blick hinter die Kulissen enthüllt Staunenswertes. Und eine Spur, die zu Gott, dem Schöpfer, führt.
Dr. Reinhard Junker
5. März 2024

Wenn die Tage länger werden und die Luft sich erwärmt, regt sich auch das Leben, das einen Winterschlaf gehalten hat. Jedes Jahr werden wir so an Gottes Zusage erinnert, die er nach der Sintflut den Menschen gegeben hat: «Solange die Erde steht, soll nicht aufhören Saat und Ernte, Frost und Hitze, Sommer und Winter, Tag und Nacht» (1. Mose 8,22). Eine Zusage, die Gott nicht an weitere Bedingungen knüpfte – und die in Zeiten wie diesen vor allzu gros-sem Pessimismus und vor Panik schützen kann. Klar, wir sollen mit der Schöpfung verantwortlich umgehen, und die menschliche Sündennatur steht uns dabei oft genug im Weg. Aber vielleicht hilft dabei gerade die Einsicht, dass wir es wirklich mit dem Schöpfer und seiner Schöpfung zu tun haben.

Schöpfungsspuren: Glaubensstärkend

Man schützt, was einem lieb ist, und man muss kennen, was man lieben soll. Mit dieser Zielsetzung haben Richard Wiskin und ich viele Jahre lang botanische Exkursionen angeboten und viel Schönes und auch Abenteuerliches erlebt. Am wertvollsten war es für mich, wenn Teilnehmer hinterher sagten, dass die genauere Betrachtung der Schöpfungswerke ihren Glauben gestärkt habe, weil sie darin Gottes Spuren erkannten.

Solchen Spuren möchte ich im Folgenden nachgehen. Schauen wir uns ein unscheinbares Pflänzchen an: den Wald-Sauerklee (Oxalis acetosella). Seinen Namen verdankt er den kleeartigen Blättern (er ist aber nicht mit dem Wiesenklee verwandt) und seinem säuerlichen Geschmack (Oxalsäure und Kleesalz). Die nur 5–15 cm hohe Pflanze kann leicht übersehen werden, solange sie nicht blüht. Da sie aber gerne in Grüppchen z. B. auf modrigen Baumstämmen vorkommt, ist sie für das geübte Auge leicht zu finden. Ab etwa Mitte April öffnen sich die hübschen Blüten.

Der Wald-Sauerklee kommt mit sehr wenig Licht aus; notfalls reichen ihm 1/160 des Tageslichts. Zu viel Licht mag er gar nicht. Er gedeiht vor allem im Nadelwald, wo es sowieso nicht richtig hell wird. Da die Pflanze nur wenig Licht aufnimmt und folglich nicht viel Pflanzenmasse produzieren kann, muss sie mit den zur Verfügung stehenden Mitteln besonders sparsam umgehen. Entsprechend ist sie sehr zart gebaut und kleinwüchsig, die Blätter sind dünn und besitzen wenig Verdunstungsschutz. Den brauchen sie ja auch kaum. Feine Härchen an Stängel und Blättern sorgen dafür, dass ein windstiller Raum die Pflanze umgibt und so mit sparsamen Mitteln einer Austrocknung durch Wind entgegengewirkt wird. Doch das reicht nicht aus, wenn es kalt wird oder wenn doch mal ein Sonnenstrahl länger auf die Pflanze fällt und diese sich dadurch relativ stark erwärmt. Für diesen Fall ist der Sauerklee mit einem besonderen Mechanismus zur Herabsetzung der Verdunstung ausgerüstet. An der Basis der Fiederblätter befinden sich Gelenke, die durch einen Zelldruckmechanismus (Turgor) verstellt werden können. Im Normalfall stehen die Blätter waagrecht, bei sehr niedrigen Temperaturen, in der Nacht sowie bei Überbelichtung (zu grosse Wärme) klappen die Fiedern jedoch nach unten und falten sich ein, sodass sie alle eng am Stängel und aneinander liegen.

Wie funktioniert das?

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