... musst du zu den Bienen gehen. Je länger sich unser Autor mit Bienen beschäftigt, desto mehr bewahrheitet sich dieser Spruch. Von Bienen lernen wir auch viel für unser geistliches Leben.
Johann Hesse
17. Juni 2025

Seit 15 Jahren begleiten mein Schwager und ich fünf bis acht Bienenvölker durch ihren Jahresrhythmus. Das Geheimnis des Lebens dieser Insekten fasziniert mich immer wieder. Wissenschaftler haben die Bienen und die Funktionsweise ihres Staatswesens gründlich erforscht und eine Fülle von spannenden Entdeckungen gemacht und beschrieben. Eine kleine Auswahl stelle ich hier vor. Vor allem aber möchte ich zeigen, dass uns diese genialen Geschöpfe nicht nur faszinierende biologische Erkenntnisse und schmackhaften Honig, sondern auch eine geistliche Botschaft bringen.

Den Schöpfer erkennen  und loben

Zum Ende der Winterzeit geht die Königin in die Eiablage.1 Aus befruchteten Eiern schlüpfen die Larven weiblicher Arbeiterinnen, aus unbefruchteten Eiern die Larven männlicher Drohnen. Damit die Larven sich gesund entwickeln, muss im Brutnest eine konstante Nesttemperatur von 36 Grad Celsius herrschen. Die Bienen sind in der Lage, die Nesttemperatur zu messen und sie bis auf ein Zehntel Grad Celsius genau zu regeln. Wie machen sie das? Mithilfe von Wärmebildkameras haben Forscher am Biozentrum der Universität Würzburg unter der Leitung von Prof. Jürgen Tautz herausgefunden, dass Bienen durch Zittern der Flugmuskulatur Wärme erzeugen und die eigene Körpertemperatur auf über 43 Grad Celsius erhitzen können: «Die Bienen steigern den Energieumsatz dieser Muskeln, indem sie durch einen raffinierten Einsatz kleinster Steuermuskeln bei ausgekuppelten Flügeln mit den starken Flugmuskeln Vollgas geben.»2 Die «Heizerbienen» geben diese Wärme an das Brutnest ab, in dem sie entweder ihre erwärmte Brust auf eine verdeckelte Brutzelle pressen oder in eine von der Königin bewusst freigelassene Leerzelle schlüpfen, um von dort aus die Wärme gezielt an die benachbarten Puppenzellen abzugeben. Nach einer halben Stunde beenden sie erschöpft ihre Tätigkeit. Nun kommen «Tankstellenbienen» zum Einsatz, die den Honig aus den aussenliegenden Honigwaben zu den «Heizerbienen» auf dem Brutnest bringen, um diese von Mund zu Mund mit Nektar zu füttern und so für den nächsten Heizeinsatz fit zu machen.3 In Hitzeperioden können spezialisierte Arbeitsbienen im Stock Verdunstungskälte erzeugen, indem sie Wasser in den Stock transportieren und auf den Zelldeckeln verstreichen. Wenn die Bienen dann entweder im Stock oder am Flugloch vor dem Stock mit den Flügeln ventilieren, «erzeugen diese ‹Flüge im Stand› einen Luftstrom, der das Wasser verdunsten lässt und die Temperatur im Stock senkt».4 

Die Kommunikation innerhalb des Bienenstaates folgt unter anderem über Pheromone. Mithilfe von Dufthormonen können Sammlerbienen Blüten markieren, die sie bereits besucht haben, ihre Königin finden oder am Flugloch den Wächterbienen die Zugehörigkeit zum angeflogenen Bienenvolk nachweisen, um so Einlass zu erhalten. Alarmpheromone signalisieren den Verteidigungsfall.

Bereits im Januar 1946 berichtete der Bienenforscher Karl von Frisch in einem Brief an seinen Freund Otto Köhler von der sensationellen Entdeckung der Bienensprache.5

1    Glieci Casaulta, Josef Krieg und Walter Spiess (Hrsg.), Der Schweizerische Bienenvater – Fachbuch für Imker, Verlag Sauerländer, Aarau 1974, S. 129.
2    Jürgen Tautz, Phänomen Honigbiene, Springer Spektrum, Heidelberg 2012, S. 206.
3    Ebenda, S. 217.
4    Ebenda, S. 222.
5    Tania Munz, Dancing Bees – Karl von Frisch and the Discovery of the Honeybee Language, The University of Chicago Press, Chicago 2016, S. 1.
6    Ebenda, S. 1.

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