Zu Beginn des 20. Jahrhunderts gab es kaum Wald in Israel. Heute sind es mehr als sieben Prozent der Staatsfläche. Anteil an dieser Segensgeschichte hat bis heute der Jüdische Nationalfonds.
Stefan Frank
14. Februar 2023

Bäume sind den Menschen ein Segen, geben ihnen Nahrung, helfen heilen, spenden Schatten und Ruhe. Als Gott den Garten Eden schuf, waren Bäume ein unverzichtbarer Bestandteil: «Und Gott der HERR liess aufwachsen aus der Erde allerlei Bäume, verlockend anzusehen und gut zu essen, und den Baum des Lebens mitten im Garten und den Baum der Erkenntnis des Guten und Bösen» (1. Mose 2,9). Später mahnte Gott, Bäume, die essbare Früchte tragen, nicht nutzlos zu fällen: «Wenn du eine Stadt viele Tage belagerst, um gegen sie zu kämpfen und sie einzunehmen, sollst du ihre Bäume nicht vernichten, indem du die Axt gegen sie schwingst. Denn du kannst von ihnen essen; du sollst sie nicht abhauen. Ist etwa der Baum des Feldes ein Mensch, dass er von dir mitbelagert werden sollte?» (5. Mose 20,19).

Die Gottesfürchtigen werden in der Bibel mit Bäumen verglichen, die gepflanzt sind an Wasserbächen, ihre Frucht zu ihrer Zeit bringen und deren Laub nicht verwelkt (vgl. Ps. 1).

Als Moses von Gott berufen wurde, die Israeliten aus Ägypten zu führen, hörte er zugleich, dass das Ziel der Reise keine Wüste sein würde, sondern «ein gutes und weites Land», «ein Land, darin Milch und Honig fliesst» (2. Mose 3,8). Die Beschreibung dieses Landes in 5. Mose 8,7–9 erwähnt auch Bäume: «Denn der HERR, dein Gott, bringt dich in ein gutes Land, ein Land von Wasserbächen, Quellen und Gewässern, die in der Ebene und im Gebirge entspringen; ein Land des Weizens und der Gerste, der Weinstöcke, Feigenbäume und Granatbäume; ein Land mit ölreichen Olivenbäumen und Honig.»

Seit 1890 ist es bei den Juden in Eretz Israel – das damals Teil des Osmanischen Reiches war – Tradition, an Tu Bi-Shvat, dem sogenannten «Neujahrsfest der Bäume», für die Gaben der Natur zu danken. Schulklassen gehen in die Natur und pflanzen Bäume. Dabei können Gebete gesprochen werden. Zudem wird traditionell eine der sieben Früchte verzehrt, die in den obigen Bibelversen genannt werden, also Weizen, Gerste, Weintrauben, Feigen, Granatäpfel, Oliven oder Datteln (Honig). Tu BiShvat wird zwischen Mitte Januar und Mitte Februar gefeiert, dieses Jahr am 6. Februar. Der Brauch geht zurück auf Ze’ev Yavetz (1847–1924), ein Rabbi und Schulleiter, der damals in Zichron Yaakov lebte, einer 1882 gegründeten jüdischen landwirtschaftlichen Siedlung in der Nähe von Haifa.

Das Heilige Land wurde zur Wüste

Dieses Jahr ist darüber hinaus ein besonderes Jahr: Vor 75 Jahren wurde der Staat Israel gegründet und damit ein Versprechen Gottes an sein Volk erfüllt. In den fast 2000 Jahren, in denen die Juden nach ihrer Zerstreuung im Exil waren, war das einst fruchtbare Land verfallen, zur Einöde geworden. Der Kahlschlag begann schon während des Ersten Jüdischen Kriegs gegen die römischen Besatzer zwischen 66 und 73 n. Chr. Während der Belagerung Jerusalems fällten die Römer sämtliche Bäume in der Umgebung. «Das Land bot denn auch einen Anblick zum Erbarmen», schrieb der jüdisch-römische Historiker Flavius Josephus. «Denn die vordem von Baumgruppen und Ziergärten so reich belebte Gegend war jetzt eine vollständige Wüste und ringsum abgeholzt.» Der einst gute Boden erodierte, Wüste breitete sich aus. Doch Gott hat sein Volk nie vergessen: «Siehe, in meine beiden Handflächen habe ich dich eingezeichnet. Deine Mauern sind beständig vor mir. Deine Erbauer eilen herbei, deine Zerstörer und deine Verwüster ziehen aus dir fort» (Jes. 49,16–17). Durch den Propheten Jesaja verkündete Gott vor über 2700 Jahren, dass mit der Rückkehr seiner Bewohner auch die Wüste wieder fruchtbar werden würde: «Die Wüste und Einöde wird frohlocken, und die Steppe wird jubeln und wird blühen wie die Lilien» (Jes. 35,1). Mit Gottes Hilfe hat das jüdische Volk eine Wüste zum Blühen gebracht, auch Wälder sind zurückgekehrt.

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