Der Iran verschärft die Verfolgung Andersdenkender und der christlichen Minderheit. Die Rechtsanwältin Nasrin Sotoudeh, die politische Gefangene verteidigt hatte, wurde jetzt zu einer Haftstrafe von fast 34 Jahren und zu 148 Peitschenhieben verurteilt.
Thomas Lachenmaier
14. April 2019

Nasrin Sotoudeh wird staatsfeindliche Propaganda und Beleidigung des Revolutionsführers vorgeworfen. Weil sich die Anwältin für Frauen einsetzte, die gegen den Verschleierungszwang protestiert hatten, wurde sie zusätzlich noch wegen «Förderung der Prostitution» verurteilt. Nasrin Sotoudehs Ehemann kritisierte in einem Interview mit der Tageszeitung «Die Welt», dass die europäischen Regierungen zusammen mit der Regierung in Teheran versuchen, das Atomabkommen zu retten und Geschäfte mit dem Mullahregime zu machen: «Die Menschenrechte oder die Lage der Gefangenen im Iran scheinen dabei keine grosse Rolle zu spielen.»
Einem gemeinsamen Bericht von «Christian Solidarity International», «Open Doors», «Article 18» und «Middle East Concern» zufolge hat sich die Verfolgung der Christen auf ein neues Niveau erhöht. Ende 2018 kam es zu «einer beispiellosen Welle von Überfällen auf private Hausversammlungen» und zu einer grossen Zahl von Verhaftungen, heisst es in dem Dokument. «Open Doors» zufolge werden Gefangene gefoltert. Ziel der aktuellen Kampagne ist es, die Christen einzuschüchtern und sie davon abzuhalten, das Evangelium bekannt zu machen, berichtet das «Gatestone Institut».

Die Verschärfung der Verfolgung hat mit der Ernennung von Ibrahim Raissi zum Justizchef zu tun. Raissi wird die Teilnahme an den Massenmorden 1988 vorgeworfen, als Tausende Oppositioneller umgebracht wurden. Das iranische Rechtssystem sieht auch Steinigungen und Kreuzigungen vor.

Meldung aus factum 03/2019.