Forscher von «Agroscope» und der Universität Zürich beschreiben in einer neuen Studie die mikrobielle Gemeinschaft von Bakterien und Pilzen im Boden und stellen fest, dass der Lebensraum Boden desto mehr systemische Ökofunktionen wahrnehmen kann, je artenreicher er ist.
Thomas Lachenmaier
19. Januar 2020

Böden sind ein Wunderwerk der Schöpfung. Sie filtern und speichern Trinkwasser, sind der Grund der Fruchtbarkeit und des Lebens von Pflanzen, ermöglichen das Leben von Mensch und Tier. «Ohne Bakterien und Pilze sähe es auf der Erde aus wie auf dem Mars», bringt es Cameron Wagg, Erstautor der Studie, auf den Punkt. Die vielen Pilz- und Bakterienarten arbeiten wie in einer riesigen Fabrik zusammen. Eine ist zuständig für die «Warenannahme», eine für die «Lagerung», eine für die «Bestückung der Förderbänder», eine für das «Schweis­sen» und eine für das «Putzen der Halle». «Nur wenn alle Posten besetzt sind, kommt etwas Nützliches dabei heraus», erklärt Marcel van der Heijden, Agrarökologe der «Agroscope» und der Uni Zürich. «Je weniger ‹Angestellte› die ‹Fabrik› hat, desto weniger kann sie leisten.»

Die Bakterien- und Pilzarten besetzen jede Stelle sogar mehrmals. «Das hat folgenden Vorteil: Wenn eine Art ausfällt, kann einfach die nächste übernehmen», erläutert van der Heijden. Dadurch funktionieren Böden auch bei längeren Hitzeperioden, Trockenstress oder anderen negativen Umwelteinwirkungen. Sie passen sich in Warm- oder Kaltzeiten der Erdgeschichte dadurch und durch eine entsprechende Kombination von Pilzen und Bakterien an. Böden sind durch ihre enorme Regenerationskraft und Anpassungsfähigkeit extrem resilient.

Ein Wunder für sich ist, dass Erdboden so beschaffen ist, dass der Mensch durch Kompostierung in kurzer Zeit die Voraussetzung schaffen kann, um aus Garten- und Küchenabfällen wohlriechende, fruchtbare Erde entstehen zu lassen. Erdboden und seine Eigenschaften sind «wie für den Menschen geschaffen».

Meldung aus factum 01/2020.