«Wenn wir uns nicht täglich in der Heiligen Schrift stärken, so bröckelt die Wahrheitserkenntnis, die wir hatten, Stück um Stück ab» (Johannes Calvin).
Pfr. Ulrich Kronenberg
15. Juni 2022

Genau dies wird in 2. Mose 15,2 deutlich: «Der HERR ist meine Stärke und mein Lobgesang und ist mein Heil. Das ist mein Gott, ich will ihn preisen, er ist meines Vaters Gott, ich will ihn erheben.»

Der Vers gehört zum Befreiungslied Israels, das Gott für die erfahrene Rettung vor dem übermächtig erscheinenden Feind Ägypten dankt. Es ist eines der eindrücklichsten Bilder des Vertrauens und des Gehorsams. Die Rettung wider alle menschliche Vernunft erfolgte, weil das Gottesvolk genau das tat, was Gott, der Herr, ihm befahl: Sie glaubten und vertrauten völlig auf ihn.

Immer wieder bezeugt die Schrift, dass Gott auch militärisch handelt und aktiv in den Lauf der Geschichte eingreift. Der Begriff «meine Stärke» findet sich im Alten Testament 17 Mal – besonders eindrücklich im Psalter. Psalm 28,7: «Der HERR ist meine Stärke und mein Schild; auf ihn hofft mein Herz und mir ist geholfen. Nun ist mein Herz fröhlich, und ich will ihm danken mit meinem Lied» (vgl. Ps. 62,8).

Die wahre Kraft und Stärke des Menschen ist sein Gottvertrauen – wider alle menschliche Vernunft. Gottes Handeln hat nichts mit dem «Softie-Gott» zu tun, den man in der vernunftorientierten Moderne meinte, aus der Bibel konstruieren zu können. Die Wohlstandstheologie erweist sich angesichts des Krieges in Europa als das, was sie ist: eine Wunschvorstellung, die in der Realität einer gefallenen Welt nicht bestehen kann. Deshalb ist der obige Hinweis Calvins so wichtig, sich in der Schrift an dem Handeln des starken Gottes zu stärken und auf ihn und sein rettendes Handeln allein zu vertrauen. Unser Glaube ist Rettungsglaube. Dem lebendigen, handelnden, eifernden Gott ist alle Gewalt gegeben: im Himmel und auf Erden. So fremd uns sein Werk auch immer wieder erscheint: «... fremd ist sein Werk, und dass er seine Tat tue, aber seltsam ist seine Tat!» (Jes. 28,21).

Meldung aus factum 04/2022